Was ist ein Prädikat?

Das Prädikat ist das Herzstück des deutschen Satzes. Es drückt aus, was geschieht, wer etwas tut, oder in welchem Zustand sich jemand oder etwas befindet. Obwohl es oft als Satzglied bezeichnet wird, gibt es gute Gründe, es als besondere Einheit mit Sonderstatus zu behandeln.

Als Quelle verwenden (APA)

Methling, R. (2021, 30. September). Was ist ein Prädikat? https://www.linguistik.online. Abgerufen am XX.XX.20XX, von https://linguistik.online/was-ist-ein-praedikat/

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Weißt du schon?

Bevor du weiterliest, solltest du schon wissen, was finite und infinite Verben sind. Wenn nicht, kein Problem, es gibt bereits einen Beitrag und ein Lernvideo von mir zu dem Thema. Die Begriffe „finit“ und „infinit“ spielen nämlich eine wichtige Rolle bei der Frage „Was ist ein Prädikat“.

Vorschaubild des Beitrags: „finite und infinite Verben“. Finite Verben spielt eine entscheidende Rolle bei der Frage „Was ist ein Prädikat“.

finite und infinite Verben

Was sind finite und infinite Verben? Woran erkennt man sie?

Was ist ein Prädikat?

Begriff

Das Wort „Prädikat“ stammt vom lateinischen Wort „praedicatum“, das substantivierte Neutrum des Partizip Perfekt von „praedicare“. Das Verb „praedicare“ bedeutet „öffentlich ausrufen“ oder „laut sagen“. Denselben Ursprung hat das deutsche Wort „predigen“.

Ein Prädikat enthält im Deutschen immer ein konjugiertes Verb (auch: finites Verb). Wenn du es also in einem Satz finden möchtest, dann musst du das Verb oder die Verben eines Satzes finden:

„Der Politiker redet.“
„Sie forscht gerade an einem neuen Projekt.“
„Es hat gestern zum ersten Mal geschneit.“

Einteiliges Prädikat

Ein einteiliges Prädikat besteht nur aus einem finiten Verb. Es drückt die Satzaussage vollständig allein aus.

Beispiele:

  • „Sie lacht.“
  • „Er schwimmt.“

Hier sehen wir sofort, dass das finit konjugierte Verb das Prädikat bildet. „Schwimmen“ und „lachen“ sind finite Verben, weil sie verändert wurden. Sie stehen nicht in ihren Grundformen „schwimmen“ und „lachen“, sondern enden auf „-t“.

Mehrteiliges Prädikat

Ein Prädikat kann aber auch mehrteilig sein. Es muss also nicht immer nur aus einem Verb bestehen. Man spricht dann von einem „Verbalkomplex“.

BeispielFragePrädikat
Die Fischer haben fröhlich ein Lied gesungen.Was macht das Subjekt?haben gesungen
Fleischfressende Bakterien können Gift absondern.Was macht das Subjekt?
können absondern

In diesen beiden Beispielsätzen ist das Prädikat also mehrteilig. Es besteht jeweils aus einem finiten Verb („haben“, „können“) und einem weiteren Verb („gesungen“, „absondern“). Diese zwei weiteren Verben sind keine finiten Verben. Es sind nicht-finite Verbformen (= infinite Verben). Es handelt sich dabei um Infinitive („laufen“, „stehen“, „reden“, „absondern“), also Verben in ihrer Grundform, oder um Partizipien („gelaufen“, „laufend“, „gestanden“, „gesungen“). Die infiniten Verben bilden zusammen mit dem finiten Verb das komplexe Prädikat eines Satzes. Man nennt Infinitive und Partizipien auch grammatische Prädikatsteile.

Lernbox: Mehrteilige Prädikate bilden einen Verbalkomplex.

Neben grammatischen Prädikatsteilen kann ein komplexes Prädikat auch aus lexikalischen Prädikatsteilen bestehen, wie in diesem Beispiel:

BeispielFragePrädikat
Die Fischer stimmen fröhlich ein Lied an.Was macht das Subjekt?anstimmen
Fleischfressende Bakterien sondern Gift ab.Was macht das Subjekt?
absondern

Lexikalische Prädikatsteile sind Teile, die eng zum Verb gehören, das verwendet wird. In den Beispielen handelt es sich um Präfixe, also um Vorsilben, denn das ganze Verb lautet „an-stimmen“ oder „ab-sondern“. Reflexivpronomina und sogar weitere Teile können auch zum Verb gehören:

BeispielFragePrädikat
Du freust dich.Was macht das Subjekt?sich freuen
Er brachte das Problem zur Sprache.Was macht das Subjekt?
zur Sprache bringen

Das erste Beispiel zeigt ein reflexives Verb, da das vollständige Verb „sich freuen“ lautet. Das zweite Beispiel enthält lexikalische Prädikatsteile. „Zur Sprache“ gehört hier zum Prädikat, da die beiden Teile eng miteinander verbunden sind. Die vollständige Konstruktion lautet „zur Sprache bringen“.

Trennbare Verben und Verbpartikeln

Bei trennbaren Verben wird das Prädikat gespalten. Das Verb steht im Satzinnern, die Verbpartikel am Satzende:

  • „Sie steht früh auf.“
  • „Die Bakterien sondern Gift ab.“

Diese Partikel gehören trotzdem zum Prädikat. Sie bilden gemeinsam die Satzaussage.

Das Prädikat als Satzaussage

Wie du an der Frage „Was macht das Subjekt“ merkst, sind Subjekt und Prädikat miteinander verbunden. Sie benötigen sich gegenseitig und gehören eng zusammen. Das Subjekt steht für das, worüber etwas ausgesagt wird und das Prädikat bildet die Aussage darüber. Man nennt das Prädikat darum auch „Satzaussage“. Es drückt Handlungen, Vorgänge und Zustände aus, die sich auf das Subjekt beziehen.

„Der Politiker redet.“

Anhand dieses Beispiels wird deutlich, wie Prädikat und Subjekt zusammengehören. Das Prädikat, die Satzaussage „redet“, sagt etwas über das Subjekt „Der Politiker“ aus.

Kongruenz mit dem Subjekt

Eine finite Verbform, der Kern des Prädikats, ist nach Person und Numerus dem Subjekt angepasst.

  • „Der Politiker redet.“

„Redet“ und „der Politiker“ sind im ersten Beispielsatz aufeinander abgestimmt. Sie kongruieren. Das kann man sehr leicht überprüfen. Wenn man „der Politiker“ durch eine andere Person ersetzt, dann muss sich auch das finite Verb anpassen:

  • „Du redest.“

Diese Verbindung zwischen Subjekt und konjugiertem Verb nennt man im Deutschen Kongruenz.

Lernbox: Was ist ein fnites Verb? Wenn ein Satz nur ein Verb enthält, handelt es sich dabei um das Prädikat und automatisch auch um eine finite Verbform.

Ein Prädikat enthält immer eine finite Verbform. Ändert sich z. B. die Person (ich, du, er/sie/es, wir, ihr, sie), ändert sich auch das finite Verb.

Wie fragt man nach dem Prädikat?

Wenn man nicht direkt das Verb oder die Verben im Satz findet, dann kann man es erfragen. Du stellst dazu die Frage: „Was macht das Subjekt?

BeispielFragePrädikat
Die Fischer singen fröhlich ein Lied.Was macht das Subjekt?singen
Fleischfressende Bakterien sondern Gift ab.Was macht das Subjekt?
absondern

Im ersten Satz führt dich die Frage zum Prädikat „singen“ und da es das einzige Verb im Satz ist, ist es natürlich auch das finite Verb. Im zweiten Satz fällt auf, dass das Prädikat aus zwei Teilen besteht „ab-sondern“. Manchmal können sich also einzelne Elemente vom Prädikat lösen. Achte darauf, dass du kein Prädikatsteil vergisst.

Das Prädikat – Zentrum des Satzes

Das Verb als Kern des Satzes

Das Prädikat entscheidet, welche weiteren Satzglieder notwendig sind und welche nur fakultativ auftreten dürfen.

Zum Beispiel:

  • „schenken“

➡️ Das Verb „schenken“ verlangt ein Subjekt, ein Akkusativobjekt und ein Dativobjekt, um einen kompletten Satz zu bilden.

  • Tina schenkt ihren Eltern eine Kreuzfahrt.“

Damit nimmt das Verb eine steuernde Funktion ein. Ohne es gäbe es keine Möglichkeit zu entscheiden, welche Satzglieder überhaupt notwendig sind.

Stellung des Prädikats im Satz

Eine Besonderheit des Deutschen im Gegensatz zu vielen anderen Sprachen ist die Stellung des Prädikats im Satz. Je nach Stellung des finiten Verbs entstehen verschiedene Satzarten:

BeispielSatzart
Sah er dich denn nicht?Verberstsatz
Er sah dich nicht.Verbzweitsatz
Als er dich dann sah, …Verbletztsatz

Prädikatsklammer

Die infiniten Prädikatsteile bilden oft die sogenannte rechte Satzklammer am Satzende. Zum Beispiel:

„Das Kind [ist mit dem Roller nach Hause gefahren]“.

Bei eingeleiteten Nebensätzen stehen die nicht-finiten Teile des Prädikats direkt vor dem finiten Verb, das ganz am Satzende steht:

„…, als es mit dem Roller nach Hause gefahren ist.“

Dieses Auseinanderziehen bei mehrteiligen Prädikaten, also die Klammerbildung, kann vor allem bei Nichtmuttersprachlern zu großen Verständnisschwierigkeiten führen. Sieh dir dazu mal diesen komplexen Satz an, den man als Deutscher schon nicht mehr gut verstehen kann, da die verbale Klammer durch verschiedene Satzglieder gespreizt wurde:

„Politiker und Politikerinnen [sollten dadurch nicht aufgrund der jetzigen Situation, die für viele wohl ein Dorn im Auge ist, da selbst die Kioskbetreiber in der Nachbarschaft davon betroffen sind, voreilig Schlüsse ziehen.]“

Sätze ohne Prädikat

Nicht jeder Satz enthält ein Prädikat. Vor allem in der mündlichen Sprache kann es weggelassen werden, wenn aus dem Kontext und der Situation klar ist, wer oder was gemeint ist. Einen solchen Satz nennt man eine Ellipse. Das bedeutet aber nicht, dass der Satz inkorrekt wäre. Elliptische Sätze sind nicht weniger korrekt als Sätze, die alle syntaktisch nötigen Satzglieder enthalten. Hier ein Beispiel:

„Frau Klose sieht einen Schmetterling und Timo sieht einen Vogel.“

Lernvideo: Sätze ohne Prädikat

Es handelt sich um zwei Sätze, die mit der Konjunktion „und“ verbunden sind. Der zweite Satz enthält kein Prädikat. Es ist nicht mehr nötig, da es das gleiche Verb wie im ersten Satz ist. Das ist sogar bei Prädikaten möglich, die nicht die gleiche grammatische Form haben:

„Frau Klose sieht einen Schmetterling und wir sehen einen Vogel.“

Obwohl „sieht“ und „sehen“ eine unterschiedliche Form haben, kann das Prädikat im zweiten Satz weggelassen werden. Ob der Beispielsatz grammatisch korrekt ist, ist fraglich. Die Grundregel lautet nämlich, dass nur grammatisch identische und bedeutungsgleiche Formen weggelassen werden können. Ich finde, dass an dem Satz aber nichts auszusetzen ist.

Satzwertige Infinitivgruppe & Partizipgruppe

Ein Satz braucht immer ein finites Verb, außer, wenn eine sogenannte satzwertige Infinitiv- oder Partizipgruppe verwendet wird.

  • Infinitivgruppe: „Nach 10 Minuten den Teig hinzugeben.“

➡️ Dies nennt man auch satzwertige Infintivkonstruktion.

  • Partizipgruppe: „Vom Gespräch abgelenkt, verließ sie das Zimmer.“

Hier ersetzen diese Gruppen das Prädikat, obwohl sie kein finites Verb enthalten.

Ist das Prädikat wirklich ein Satzglied?

Einige Sprachwissenschaftler sagen: Nein! Hier sind vier Argumente:

1. Zentrum des Satzes

Das Prädikat bestimmt alle anderen Satzglieder. Es hat also eine Sonderstellung.

2. Nicht erfragbar

Fragen wie „Was (macht)?“ oder „Wem (gibt)?“ enthalten bereits das Verb. Das Prädikat kann sich nicht selbst erfragen.

3. Nicht pronominalisierbar

Satzglieder kann man durch Pronomen ersetzen. Beim Prädikat funktioniert das nicht.

  • Der Mann läuft über die Brücke – Er läuft über die Brücke ✅
  • Der Mann läuft über die Brücke – Der Mann es über die Brücke. ❌

4. Nicht frei verschiebbar

Stellt man das Prädikat an den Satzanfang, ändert sich die Satzart. Zum Beispiel von einer Aussage zu einer Frage.

  • Der Mann läuft über die Brücke.
  • Läuft der Mann über die Brücke?

Bei allen anderen Satzgliedern bleibt die Satzart unverändert.

Zusammenfassung

Ein Prädikat drückt Handlungen, Vorgänge oder Zustände aus, die sich auf das Subjekt beziehen. Dabei unterscheidet man zwischen einfachen und komplexen Prädikaten.

Häufige Fragen zum Thema Prädikat (FAQs)

Wie finde ich das Prädikat in einem Satz?

Stell die Frage: „Was macht das Subjekt?“ Das Verb oder die Verbgruppe, die du findest, ist das Prädikat.

Kann ein Prädikat aus mehreren Wörtern bestehen?

Ja! Mehrteilige Prädikate enthalten ein finites Verb und ein Infinitiv oder Partizip II.

Was ist eine Prädikatsklammer?

Wenn die Verbteile eines mehrteiligen Prädikats auseinandergezogen werden wie bei „Sie [hat das Haus verlassen].“

Was sind trennbare Verben?

Verben wie „aufstehen“ oder „abholen“, bei denen die Partikel (z. B. „auf“) sich vom Verb löst.

Was ist ein finites Verb?

Ein Verb, das konjugiert ist und Informationen wie Person, Zeit und Modus enthält. Konjugierte Verben sind z. B. „geht“, „hat“, „muss“.

Gibt es Sätze ohne Prädikat?

Nur in elliptischen Konstruktionen oder in satzwertigen Infinitiv-/Partizipgruppen, z. B. „Nach dem Essen ins Bett.“

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Was ist das Subjekt?

Mit dem Begriff „Subjekt“ bezeichnet man ein Satzglied. Anders formuliert: Subjekte erfüllen eine syntaktische Funktion.

Quellen

Spillmann, H. O. (2000): Einführung in die germanistische Linguistik. Langenscheidt

Attaviriyanupap, K. (2010). Prädikat. In E. Hentschel (Hrsg.), Deutsche Grammatik. Walter de Gruyter.

Dudenredaktion. (2020). Duden – Das Herkunftswörterbuch: Etymologie der deutschen Sprache (Duden – Deutsche Sprache in 12 Bänden) (6. Aufl., Bd. 7). Duden.

Dudenredaktion. (2016). Duden – Das Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle (Duden – Deutsche Sprache in 12 Bänden) (8. Aufl., Bd. 9). Duden.

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