Sprachstörungen

Wenn du meine Seite bereits kennst, dann weißt du wahrscheinlich schon, dass die Linguistik die menschliche Sprache untersucht. Genauer gesagt, die Struktur und Funktion von Sprache. Aber auch die Psychologie und Pädagogik beschäftigen sich mit Sprache. Sprache ist also nicht ausschließlich mit der Linguistik verbunden.

Autoren: Prof. Dr. Jörg Mußmann, Ralf Methling

Lernvideo: Was sind Sprachstörungen?

Logopädie und Pädagogik

Sprache muss gelernt (damit beschäftigt man sich unter anderem in der Psychologie) und in der Schule angewendet werden (das ist der Bereich der Pädagogik). Wenn es beim Erwerben der Muttersprache bei Kindern (man nennt das „erwerben“ und nicht „lernen“) zu anhaltenden Störungen kommt, dann kommen auch die Logopädie und Spezialgebiete der Pädagogik zum Einsatz. Diesen Beitrag und das Video habe ich in Kooperation mit der Forschungsstelle Sonderpädagogik, Sprache und Inklusion (fossi) an der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich (PH OÖ) erstellt.

Beim Spracherwerb kann man die einzelnen Sprachebenen beobachten: Das Kind lernt Laute (genauer gesagt: Phoneme) richtig anzuwenden und ihre Bedeutungsunterscheidung zu erkennen (phonetische und phonologische Entwicklung). Mit dem wachsenden Lautinventar und der Einsicht, dass Laute Bedeutungen unterscheiden (z. B. „Katze“ und „Tatze“), wächst auch der Wortschatz und das Bedeutungswissen (man spricht dann von lexikalischer und semantischer Entwicklung). Wenn neben den konkreten Inhaltswörtern (wie z. B. „Hund“ oder „Katze“) auch mehr abstrakte Funktionswörter hinzukommen (wie z. B. „weil“, „und“), dann können längere und komplexere Sätze gebildet werden.  (z. B. „Die Katze ist weg, weil der Hund kommt“). Dabei lernt das Kind auch wichtige Satzbauregeln im Deutschen (z. B. Verbzweitstellung) (syntaktische Entwicklung) und das Verb richtig zu flektieren (morphologische Entwicklung).

Mit paraverbalen Signalen wie z. B. Sprechmelodie und Pausen lernt das Kind, Fragen oder Aussagesätze zu erkennen und zu benutzen (prosodische Entwicklung). Neben diesen Strukturmerkmalen erwirbt das Kind auch die Fähigkeit, die Funktionen der Sprache und ihrer Struktur anzuwenden, also in der sozialen Interaktion die Sprache und Sprechweise an die Situation, dem Gegenüber und an das Thema anzupassen (pragmatische Entwicklung).

Und du wirst dich kaum wundern, auf all diesen Ebenen der Entwicklung kann es zu Verzögerungen und Störungen kommen. Die Logopädie und Sonderpädagogik spricht dann von Sprachentwicklungsstörungen (kurz: SES). Das Kind kann Probleme haben, Laute einerseits richtig zu produzieren (z. B. „Atze“ oder „Tatze“ statt „Katze“) und andererseits beim Hören zu unterscheiden. Oder auch der Wortschatz bleibt gering (z. B. „Katze“ für alle Vierbeiner) und es können Probleme bei den Verbstellungsregeln und beim Flektieren und Deklinieren von Wörtern auftreten („Katze weg ist“, „Hund kommen“). Es können aber auch Probleme auf der prosodischen Ebene auftreten, z. B. mit der Stimme (Dysphonie) oder der Sprechflüssigkeit, das bekannte Phänomen Stottern.

Folgen von Sprachbeeinträchtigungen

Alle diese Sprachbeeinträchtigungen haben nichts damit zu tun, dass ein Kind nicht lernen kann oder will oder mehrsprachig ist. Sie haben also selten kognitive, soziale oder kulturelle Gründe. Sie können aber die Lebensqualität und Teilhabe am sozialen Leben einschränken, wenn Gespräche im Unterricht zu Problemen führen und dann das schulische Lernen erschwert ist und sogar zu Mobbing führen können.

Fachleute der Pädagogik unterstützen die Kinder dann im Lernen und beraten andere Lehrkräfte, diese Kinder besser zu verstehen und sie auch zu unterstützen. Dabei greifen sie auf das Wissen der Sprachwissenschaft, wie ihr es auch hier in diesen Videos gelernt habt, zurück.

Hier folgen drei Seiten, auf denen Eltern und Lehrkräfte Beratung erhalten können (unbezahlte Werbung).

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