Was ist Derivations- und Flexionsmorphologie?

Bei der Flexionsmorphologie geht es um verschiedene grammatische Formen eines Wortes. Wenn allerdings neue Wörter gebildet werden, also neue lexikalische Bedeutungen entstehen, handelt es sich um Derivationsmorphologie.

Lernvideo: Derivations- und Flexionsmorphologie

Um den Unterschied zwischen Derivations- und Flexionsmorphologie besser zu verstehen, solltest du schon wissen, was freie und was gebundene Morpheme sind.

Flexions- und Derivationsmorphologie wird auch oft „Flexions- und Wortbildungsmorphologie“ genannt, da diese Begriffe noch etwas deutlicher den Unterschied zwischen beiden angeben. Bei der Flexionsmorphologie geht es um verschiedene grammatische Formen eines Wortes. Es handelt sich also um gebundene Morpheme und innerhalb dieser Kategorie noch einmal spezifischer um grammatische Morpheme.

Bei der Wortbildungsmorphologie dahingegen entstehen neue Wörter mit jeweils einer neuen Bedeutung. Man sagt dazu korrekt formuliert eigentlich: neue lexikalische Bedeutungen entstehen, oder noch schicker formuliert: Lexembildung. Hierfür verwendet man auch gebundene Morpheme, aber keine grammatischen, sondern logischerweise lexikalische Morpheme.

Aber jetzt noch einmal ganz langsam, Schritt für Schritt:

Bei der Flexionsmorphologie geht es, wie das Wort schon sagt, um Flexion. Das heißt, die Bildung einzelner Wortformen, die von einem Lexem stammen. Ein Lexem ist so etwas wie ein Wort. Warum sage ich aber Lexem und nicht einfach Wort? Der Begriff „Wort“ ist ziemlich undeutlich und wird darum in der Linguistik nicht so gerne verwendet. Also, Flexion beschreibt die Bildung einzelner Wortformen eines Lexems. „Wohnen“ wird zum Beispiel mithilfe des gebundenen, grammatischen Morphems „-te“ zu „wohnte“, wenn man das Wort ins Präteritum setzt. Das ist Flexionsmorphologie. Oder auch die Bildung des Plurals fällt unter Flexionsmorphologie: „Dummheit“ wird zu „Dummheiten“. Es handelt sich also bei diesen Flexionsmorphemen immer um grammatische Elemente, die grammatische Kategorien wie Tempus, Plural oder Kasus anzeigen. Du wirst diese flektierten Wörter also auch nicht im Wörterbuch finden, denn es entstehen eben keine neuen Wörter.

Wenn allerdings neue Wörter gebildet werden, also neue lexikalische Bedeutungen entstehen, handelt es sich um Derivationsmorphologie. So kann man das gebundene lexikalische Morphem „-heit“ an das Adjektiv „dumm“ hängen und es entsteht ein neues Wort: das Substantiv „Dummheit“. Oder das Morphem „un-“ kann an das Substantiv „Glück“ gehängt werden, dann entsteht „Unglück“. Man nennt die so entstandenen Wörter „Ableitung“ oder „Derivat“. Ein wichtiger Unterschied zur Flexionsmorphologie ist auch, dass nur bei der Derivation ein Wechsel der Wortart erfolgen kann. Wie gesagt: „dumm“, ein Adjektiv, kann zu „Dummheit“ werden, ein Substantiv.

Nicht nur mithilfe von Derivation werden im Deutschen neue Wörter gebildet, sondern auch noch mithilfe eines dritten Prinzips, das „Komposition“ heißt. Ich gehe an dieser Stelle nur ganz kurz darauf ein.

Komposition in einem Satz erklärt bedeutet: Freie Morpheme werden miteinander kombiniert. Z. B.:

Garten + Haus ? Gartenhaus

Frei + Zeit ? Freizeit

Jetzt noch einmal zusammengefasst: Der Unterschied zwischen Derivationsmorphologie und Flexionsmorphologie liegt darin, dass Derivationsmorpheme neue Lexeme bilden und Flexionsmorpheme grammatische Kategorien angeben.

Quellen

Spillmann, H. O. (2000): Einführung in die germanistische Linguistik. Langenscheidt.

Hentschel, E. (2010). Grammatik. In E. Hentschel (Hrsg.), Deutsche Grammatik. Walter de Gruyter.

Barz, I. (2009). Die Wortbildung. In: Dudenredaktion (Hrsg.): Duden. Die Grammatik (8. überarbeitete Aufl., S. 634 – 761). Mannheim/Wien/Zürich: Dudenverlag.

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