Wie viele Buchstaben hat das Alphabet?

Die Frage, wie viele Buchstaben das Alphabet hat, lässt sich nicht so einfach beantworten. Je nachdem, welche Buchstaben man zum Alphabet zählt und welche nicht, kommt man zu einem unterschiedlichen Ergebnis. Es sind entweder 26, 27, 29 oder sogar 30 Buchstaben. Ich erkläre dir in diesem Beitrag, wie es zu dieser schwammigen Antwort kommt.

Einzelne Letter, die zum Drucken verwendet werden. Vor allem für den Buchdruck war die Frage „Wie viele Buchstaben habe das Alphabet" relevant.

Das Alphabet besteht aus Buchstaben. Es gibt tatsächlich eine Wissenschaft, die sich mit ihnen beschäftigt, die Graphematik (auch: Graphemik). Sie ist ein Teilgebiet der Linguistik.

Das Schriftsystem des Deutschen und vieler anderer Sprachen heißt alphabetisches Schriftsystem. Es ist so aufgebaut, dass die Buchstaben für Laute stehen. Daher kommt auch der Spruch: „Man schreibt, wie man spricht“. Auf die chinesische Sprache trifft das ganz und gar nicht zu, denn sie verwendet ein logographisches Schriftsystem. Aber auch im Deutschen wird nicht geschrieben, wie man spricht. Deswegen sollte man Buchstaben und Laute (die man ausspricht) streng voneinander unterscheiden. Mehr dazu weiter unten in der Box „Expertenwissen“.

Im Deutschen, und in vielen anderen Sprachen, verwenden wir Buchstaben aus dem lateinischen Alphabet. Der erste Buchstabe lautet „A“, der letzte „Z.“

Wie viele Buchstaben hat das Alphabet?

Im deutschen Alphabet unterscheiden wir zwischen Konsonanten (auch: Mitlaute) und Vokalen (auch: Selbstlaute). Insgesamt sind es 21 Konsonanten und fünf Vokale (a, e, i, o, u). Addiert ergeben das 26 Buchstaben. Allerdings werden in der deutschen Sprache zusätzlich Umlaute verwendet (ä, ö und ü). Die Punkte nennt man Diakritika. Entweder zählt man sie als drei zusätzliche Vokale zu den 26 Buchstaben hinzu, oder man wertet sie als Varianten der Vokale „a“, „o“ und „u“. Das deutsche Alphabet könnte also auch 29 Buchstaben umfassen.

Expertenwissen

Buchstaben sind keine Laute! Zwar wird der Laut [t] wie in „Tasche“ auch <t> geschrieben, aber im Wort „Hund“ wird er <d> geschrieben, obwohl wir [t] sprechen. Zudem wird der Laut [] wie in „Schule“ <sch> geschrieben, da es keinen einzelnen Buchstaben für diesen Laut gibt. Insgesamt gibt es mehr Laute als Buchstaben im Deutschen.

Laute werden übrigens wie hier oben in eckigen Klammern geschrieben ([ ]), Buchstaben in spitzen Klammern (< >).

Wenn man eine Antwort auf die Frage haben möchte, warum man Vokale und Konsonanten unterscheidet, dann muss man die Aussprache miteinbeziehen. Dass man den Buchstaben <a> zu den Vokalen zählt und den Buchstaben <b> zu den Konsonanten, lässt sich nur begründen, wenn man sich auf die Aussprache bezieht.

Hier auf meiner Webseite findest du viele Artikel zu diesen Themen. Du kannst einfach den Links folgen.

Ein besonderer Buchstabe

Eine Besonderheit der deutschen Sprache ist das Eszett (ß). Es wird nur in Deutschland und in Österreich verwendet, denn die Schweiz und Liechtenstein ersetzen es. Dort wird ein doppeltes „s“ (ss) geschrieben. Das „ß“ kommt zum Einsatz, wenn ein Wort einen stimmlosen s-Laut enthält, zudem nach einem Vokal oder Diphthong (z. B.: „ei“) steht und kein weiterer Konsonant folgt.

Bis vor ein paar Jahren gab es das „ß“ nur als Kleinbuchstaben. Der Grund dafür: Kein Wort beginnt im Deutschen mit einem großen ß. Das hat in offiziellen Dokumenten aber zu Problemen geführt, wenn man einen Nachnamen hat, der diesen Buchstaben enthält (z. B. „Weiß“) und man in Großbuchstaben schreiben sollte. Oft wurde dann einfach „SS“ geschrieben. Problematisch war das, weil man im Zweifel sein bezahltes Flugticket am Schalter nicht erhielt, weil der Nachname nicht mit dem Pass übereinstimmte. Darum hat der Rat für deutsche Rechtschreibung vor ein paar Jahren beschlossen, auch ein großes „ß“ dem Alphabet hinzuzufügen.

Synonyme

Es werden auch die folgenden Synonyme für das Eszett verwendet: „Doppel-S“, „Buckel-S“, „Rucksack-S“, „Dreierles-S“ oder „Ringel-S“.

Wenn man diesen Sonderfall zum deutschen Alphabet zählt, kommt man entweder auf 27 Buchstaben (ohne Umlaute) oder sogar 30 Buchstaben (mit Umlauten). Mehr als 30 Buchstaben gibt es definitiv nicht. Es sei denn, man zählt Groß- und Kleinbuchstaben separat. Dann wären es sogar bis zu 60 Buchstaben. Generell gilt aber, dass man sie nicht voneinander trennt. „A“ und „a“ sind zwei Formen eines Buchstabens.

abcdefghijklmnopqrstuvwxyzäöüß
ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZÄÖÜß

Wenn wir die Frage „Wie viele Buchstaben hat das Alphabet“ ein wenig anpassen und fragen „Wie viele Buchstaben werden in der deutschen Schrift verwendet“, dann kommt man schon zu einer genaueren Antwort: Es sind 30 Buchstaben. Aber auch das stimmt nicht ganz. Fremdwörter, zum Beispiel aus dem Französischen, können weitere Buchstaben enthalten. Wie z. B. in diesem Satz: „Ich habe einen Crêpe gegessen.“

Im Deutschen werden 30 Buchstaben zum Schreiben von Wörtern verwendet.

Über den Autor
Über den Autor

Ralf Methling ist Dozent für Germanistische Linguistik und Fremdsprachendidaktik in den Niederlanden. Als freiberuflicher Content Creator und Autor schreibt er über Themen aus der Sprachwissenschaft.

Nächster Beitrag

„Bescheid geben“ groß oder klein?

Schreibt man „Bescheid geben“ groß oder klein? Schreibt man es getrennt oder zusammen?

Quellen

Horstmann, S., Settinieri, J., & Freitag, D. (2019). Einführung in die Linguistik für DaF/DaZ. utb GmbH.

https://grammis.ids-mannheim.de/rechtschreibung/6172

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner