Wörter, die gleich ausgesprochen oder gleich geschrieben werden, aber etwas anderes bedeuten, sind Homonyme.
Beispiel
Das Wort „Bank“ ist ein Homonym. Es kann entweder den Gegenstand beschreiben, auf dem man sitzen kann, oder es ist das Geldinstitut, das Geldgeschäfte macht.
Wenn ein Wort für verschiedene Begriffe steht, das heißt mehrdeutig ist, handelt es sich um ein homonymes Wort.
Sprachwissenschaftler sagen, dass Homonymie ein Sonderfall der Polysemie ist. Im Gegensatz zur Polysemie werden bei der Homonymie aber die verschiedenen Signifikate, die ein Signifikant hervorruft, NICHT als zusammengehörend empfunden. Die unterschiedlichen Bedeutungen haben also keinen Zusammenhang, sie sind nicht verwandt. Eine Sitzbank ist inhaltlich etwas völlig anderes als ein Geldinstitut.
Wie entstehen Homonyme?
Oft ist es so, dass im Laufe der Zeit Wörter erst Polyseme waren und später zu Homonymen geworden sind. Denn wenn man einmal genauer hinsieht, kann man eben doch rekonstruieren, was der polyseme Teil einmal war.
Im Althochdeutschen gab es bereits das Wort „banc“ als Sitzgelegenheit. Dieses germanische Wort wurde auch ins Italienische entlehnt und dort zur „banco“ /„banca“. Im Italienischen bekommt es dann die Bedeutung „Tisch des Geldwechslers“. Im 15. Jahrhundert wird dieses Wort dann wieder zurück in den deutschen Wortschatz aufgenommen. Beide Bedeutungen sind sich zu diesem Zeitpunkt noch sehr ähnlich. Sowohl die Sitzgelegenheit als auch der „Tisch des Geldwechslers“ ist ein erhöhtes Möbelstück, auf dem man etwas platzieren kann. Entweder das Geld oder sich selbst. Es handelt sich zu diesem Zeitpunkt also noch um ein Polysem. Die Homonymie entsteht erst, als sich die Bedeutung vom „Tisch des Geldwechslers“ auf das gesamte Gebäude, die Bank, verschiebt.
Die Sitzbank und das Geldinstitut haben sich also erst im Laufe der Zeit zu Homonymen entwickelt und waren erst Polyseme. Wir sehen heutzutage den Zusammenhang der Bedeutungen aber nicht mehr und für uns sind es nun verschiedene Wörter, die rein zufällig die gleiche Form haben. Also gleich gesprochen oder geschrieben werden.
Homonyme können aber auch entstehen, wenn im Laufe der Zeit durch phonologische Entwicklungen die Signifikanten von zwei Zeichen, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, zusammenfallen.
„Der Otter“ und „die Otter“ waren ursprünglich zwei völlig unterschiedliche Wörter. Erst im Laufe der Zeit hat sich die Aussprache in kleinen Schritten der heutigen Aussprache angenähert und jetzt sind es Homonyme.
Homophone und Homographe
Bei den Homophonen geht es um zwei Wörter, die sich gleich anhören, also gleich ausgesprochen werden. Die Laute der beiden Wörter sind identisch. Wie z. B. „Rat“ und „Rad“. Sie werden aber unterschiedlich geschrieben.
Bei Homographen geht es darum, dass die Wörter gleich geschrieben werden, aber die Aussprache ist anders: „modern“ (Betonung auf dem „e“) und „modern“ (Betonung auf dem „o“).
Einige Wörter sind gleichzeitig Homophone und Homographe: „Bank“ und „Bank“ zum Beispiel, wobei Homophone wesentlich häufiger sind als Homographe.
Auch auf Satzebene spricht man von Homonymen:
„Später wurde die WhatsApp meiner Mutter geschickt.“
Dieser Satz kann zwei unterschiedliche Bedeutungen haben:
- Eine WhatsApp wurde geschickt, die meine Mutter geschrieben hat,
oder
- meiner Mutter wurde eine WhatsApp geschickt.
Wir haben es also mit zwei völlig unterschiedlichen Satzbedeutungen zu tun, die aber gleich geschrieben und ausgesprochen werden.
Zusammenfassung
Homonyme sind Wörter, bei denen ein Signifikant mehrere Signifikate hervorruft, die (nicht mehr) als zusammengehörend empfunden werden.
Quellen
Hentschel, E. (2010). Denotation. In E. Hentschel (Hrsg.), Deutsche Grammatik. Walter de Gruyter.
Spillmann, H. O. (2000): Einführung in die germanistische Linguistik. Langenscheidt.