Was sind Phrasen?

Eine Phrase ist eine syntaktische Einheit, also ein zusammengehöriger Teil eines Satzes. Phrasen sind aus einem Wort oder mehreren Wörtern aufgebaut.

Wenn man sich in der Linguistik mit Syntax beschäftigt, dann trifft man ziemlich schnell auf den Begriff „Phrase“. Doch was ist eine Phrase genau? Damit ist nicht eine „Phrase“ als nichtssagende Aussage, Floskel, oder Redensart gemeint, sondern es geht um Phrasen in der Syntax, Phrasen als Satzteile.

Du solltest, damit du besser verstehst, was Phrasen sind, wissen, wie man Satzglieder mit der Umstellprobe ermitteln kann.

Schauen wir uns jetzt den folgenden Satz an:

„Der Computer steht auf dem Schreibtisch.“

Wenn wir die Umstellprobe anwenden, dann können wir z. B. den Satz bilden: „Auf dem Schreibtisch steht der Computer“, aber nicht den Satz: „Dem Schreibtisch steht der auf Computer“. „Der Computer“ und „auf dem Schreibtisch“ sind in dem Satz eine Einheit, die verschoben werden kann und durch andere Ausdrücke ersetzt werden kann, zum Beispiel: „Der Fernseher steht auf dem Schreibtisch“ oder nach denen auch gefragt werden kann: „Wo steht der Computer“? – Auf dem Schreibtisch.

Solche Einheiten nennt man „Phrasen“.

Wahrscheinlich fragst du dich jetzt, was denn dann der Unterschied zwischen Phrasen und Satzgliedern ist. Und du hast recht, sie sind sich sehr ähnlich. Die Definition von Satzgliedern ist aber wesentlich enger als die der Phrasen. Das heißt, dass nicht alle Phrasen Satzglieder sind, sondern, dass sie auch kleiner sein können. Ich werde dir später ein Beispiel zeigen, wo dies zutrifft.

Sehen wir uns die erste Phrase genauer an: „Der Computer“. Sie besteht aus einem Artikel und einem Nomen. Man hat festgelegt, dass der Kern einer solchen Phrase das Nomen (in diesem Fall „Computer“) ist. Linguisten nennen es den Kopf der Phrase. Das Genus, also das Geschlecht der ganzen Phrase, wird vom Nomen festgelegt. Maskulin in diesem Fall. Eine solche Phrase nennt man „Nominalphrase“, abgekürzt NP.

Die Phrase „auf dem Schreibtisch“ ist eine Präpositionalphrase, abgekürzt PP. Der Kopf einer solchen Phrase ist eine Präposition, da sie dem NP „dem Schreibtisch“, das in der PP steckt, einen Kasus erteilt. Dativ in diesem Fall. Genau an dieser Stelle solltest du jetzt auch sehen, dass nicht alle Phrasen Satzglieder sind. „Dem Schreibtisch“ ist kein Satzglied, sondern nur Teil eines Satzglieds, aber sehr wohl eine Phrase, eine NP.

Wie Phrasen im Einzelnen aufgebaut sind, ist eine schwierige Frage, und es gibt sehr unterschiedliche Theorien zu Phrasenstrukturen. Ich zeige dir jetzt anhand eines Gedankenganges, wie man mithilfe der Phrasenstruktur an eines der großen Probleme in der Linguistik herangehen kann. Dieses Problem lautet, dass man nicht genau definieren kann, was ein Satz eigentlich genau ist.

Wenn wir in dem Satz „Der Computer steht auf dem Schreibtisch“ das Verb in den Vordergrund rücken und den Satz ausgehend vom Verb analysieren, dann kann man wie folgt argumentieren. Das Verb „stehen“ braucht in diesem Fall zwei Mitspieler, wir können sie x und y nennen. In unserem Satz steht x für „Der Computer“ und y für „dem Schreibtisch“. Wir halten es aber abstrakt bei x und y, denn wir könnten nach diesem Schema auch die Sätze „Peter steht auf dem Dach“ oder „Das Auto steht dort“ bilden. X wäre dann „Peter“ oder „das Auto“ und y wäre „auf dem Dach“ oder „dort“. Wenn das Verb „stehen“ den Kopf der Phrase „Der Computer steht auf dem Schreibtisch“ bildet, dann kann der ganze Satz als Verbalphrase, kurz VP, verstanden werden. In dieser Verbalphrase befindet sich dann eine NP, „der Computer“ und eine PP „auf dem Schreibtisch“, in dem sich noch eine NP, „dem Schreibtisch“ befindet.

Man bräuchte also keine weitere Kategorie „Satz“ mehr, sondern verwendet stattdessen die Kategorie „Verbalphrase“ (VP). Sätze sind also nichts weiter als Verbalphrasen. Es gibt Grammatikansätze, die genau so argumentieren. Es gibt allerdings auch viele andere Ansätze.

Quellen

Schlobinski, P. (2014). Grundfragen der Sprachwissenschaft: eine Einführung in die Welt der Sprache (n) (Vol. 4125). UTB.

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