Die Minimalpaaranalyse ist die phonologische Untersuchungsmethode, mit der man Minimalpaare untersucht. Mithilfe der Minimalpaaranalyse wird das Phoneminventar einer Sprache, d. h. alle Phoneme dieser Sprache ermittelt. Dieses Inventar ist immer sprachspezifisch, es gilt nur für diese konkrete Sprache.
Was sind Phoneme?
Wenn man z. B. im Wort „gehen“ den Laut [g] durch den Laut [z] ersetzt, entsteht ein Wort mit einer anderen Bedeutung: „sehen“ [?ze??n]. Die beiden Laute treten in derselben Position auf, also sie stehen an derselben Stelle, und die Lautumgebung, d. h. der Rest des Wortes vor und nach diesem ausgetauschten Laut, ist in beiden Fällen gleich. Wortpaare wie „gehen“ – „sehen“ oder „legen“ – „lügen“ unterscheiden sich somit nur minimal voneinander. Das heißt nur durch einen einzigen Laut. Man nennt dies „Minimalpaare“. Dieses Beispiel zeigt auch, dass /g/ und /z/ im Deutschen Bedeutungen unterscheiden können. Diese Laute sind somit auch Phoneme des Deutschen.
Es handelt sich bei zwei Wörtern auch um Minimalpaare, wenn sich die grammatische Form ändert, wenn man einen Laut austauscht. Zum Beispiel im Wortpaar [?ge??n] und [?ge??t]. Bei „gehen“ handelt es sich um den Infinitiv von „gehen“ und bei „gehet“ um die 2. Person, Plural, Präsens, Aktiv, Konjunktiv I.
Minimalpaare sollen nur aus nativen (ursprünglich deutschen) Wörtern bestehen. Paare, die Fremdwörter oder Eigennamen enthalten, werden nicht von allen Phonologen anerkannt.
Wie funktioniert die Minimalpaaranalyse?
Die Minimalpaaranalyse ist die phonologische Untersuchungsmethode, bei der man Minimalpaare untersucht. Wir haben sie bereits ausgeführt, indem wir im Wort „gehen“ einen Laut durch einen anderen ersetzt und überlegt haben, ob sich die Bedeutung des Wortes geändert hat. Dies nennt man auch die „Ersatzprobe“ oder „Substitution“.
Wofür braucht man die Minimalpaaranalyse?
Mithilfe der Minimalpaaranalyse wird das Phoneminventar einer Sprache, d. h. alle Phoneme dieser Sprache, ermittelt. Das Phoneminventar ist immer sprachspezifisch, es gilt nur für diese konkrete Sprache. In einer anderen Sprache gibt es ein anderes Phoneminventar. Das komplette Phoneminventar der deutschen Konsonanten habe ich diesem Video zusammengefasst.
Was ist der Unterschied zwischen Phon und Phonem?
Die Begriffe „Phon“ (also Laut) und „Phonem“ bringt man leicht durcheinander. Deswegen möchte ich noch einmal deutlich den Unterschied darstellen. Diese Begriffe sind nämlich keine Synonyme.
Bei einem Phon handelt es sich um alle theoretisch existierenden Laute einer Sprache mit einer bestimmten Funktion. Also etwas vereinfacht könnte man auch sagen: Phone sind die Laute einer Sprache.
Ein Phonem aber ist ein ganz besonderes Phon. Es ist die kleinste lautliche Einheit mit distinktiver (= bedeutungsunterscheidender) Funktion. Diese Funktion besteht darin, dass ein Phonem in der gleichen Lautumgebung Wörter und Wortformen unterscheiden kann. Das habe ich bereits am Anfang anhand des Minimalpaars „gehen“ und „sehen“ verdeutlicht.
Fast immer ist ein Phonem auch ein Phon, manchmal aber auch nicht. Hierzu ein Beispiel. Man kann das Wort „reden“ entweder mit einem uvularen Frikativ aussprechen oder mit einem uvularen Vibranten. Noch größer wird der Unterschied, wenn man den alveolaren Vibrant „R“ verwendet. Und ja, all diese drei R-Laute werden von Muttersprachlern in Deutschland verwendet. Auch wenn du vielleicht nur eines dieser drei R-Laute verwendest. Die Bedeutung ändert sich dabei nicht. Es handelt sich um Phone, es sind aber keine Phoneme, da sie keine distinktive Funktion haben. Neue Wörter werden nicht gebildet. Es sind, und jetzt kommt wieder ein neuer Begriff, Allophone, also zwei weitere Varianten des Phonems /R/.
Der Unterschied zwischen Phonen und Phonemen kommt auch in der Transkription zum Ausdruck: Die in einer Sprache theoretisch existierenden Phoneme notiert man bei der phonologischen Transkription zwischen Schrägstrichen, z. B. /a?/. Die Phone, die beim Sprechen als Realisierungen von Phonemen artikuliert werden, stehen bei der phonetischen Transkription in eckigen Klammern, z. B. [a?].
Quellen
Dieling, H., & Hirschfeld, U. (2000). Phonetik lehren und lernen. München, Deutschland: Langenscheidt.
Šileikait?-kaishauri, D. (2015). Einführung in die Phonetik und Phonologie des Deutschen.