Für die Beschreibung von Sprache ist es wichtig, wie sich die Phoneme einer Sprache zu größeren Einheiten verbinden lassen und welche Struktur diese Einheiten haben. Man nennt sie „Silben“.
Was sind Silben?
Silben kennt eigentlich jeder, denn schon in der Grundschule habt ihr wahrscheinlich gelernt, Silben mithilfe des Silbenklatschens zu ermitteln. Zum Beispiel im Wort „Garten“: Gar-ten, zwei Silben. Und auch die Definition von dem Begriff „Silbe“ ist recht kurz: Eine Silbe ist die „kleinste lautübergreifende Einheit.“ Das bedeutet, dass eine Silbe ein Zusammenschluss von Phonemen ist. Von Phonemen spricht man, wenn man phonologische Terminologie verwendet. Phonetisch gesehen sind Silben ein Zusammenschluss von Lauten.
Die Reihenfolge der Laute innerhalb einer Silbe ist nicht frei, sondern in jeder Sprache durch bestimmte Prinzipien geregelt. Derjenige, der spricht, gruppiert die Laute, die er ausspricht, in Silben nach bestimmten Gesetzen. Wenn er von den Regeln abweicht und das Wort „Bücher“ (statt „Bü-cher“) „Büch-er“ oder „B-üch-er“ ausspricht, erschwert dies das Verständnis.
Aus welchen Elementen bestehen Silben?
Jede Silbe hat einen Silbenkern auch „Nukleus“ genannt. Als Silbenkern tritt im Deutschen normalerweise ein Vokal auf, manchmal kann aber auch ein silbischer Sonant auftreten. Silbische Sonanten sind zum Beispiel die Laute der Buchstaben <m>, <n>, oder <r>. Was genau silbische Sonanten sind, erkläre ich in diesem Video nicht, aber auf Wikipedia findet ihr einen passenden Artikel.
Vor dem Silbenkern steht der Anfangsrand, den man auch „Anlaut“, „Silbenkopf“ oder „Silbenansatz“ nennt. Nach dem Silbenkern steht der Endrand, der auch als „Auslaut“, „Coda“ oder „Silbenschwanz“ bezeichnet wird. Der Anfangsrand und der Nukleus bilden zusammen den Silbenkörper. Der Nukleus und der Endrand bilden den Silbenreim.
Schematisch kann man das so darstellen.
Das ist die Silbenstruktur des Wortes „rot“. Der kleine griechische Buchstabe Sigma (ganz oben) steht für Silbe, darunter stehen Silbenkörper, bestehend aus Anfangsrand und Nukleus, und der Silbenreim, bestehend aus Nukleus und Endrand.
Im Endrand und Anfangsrand können mehrere Konsonanten stehen. Darum fügt man in die schematische Darstellung noch Konsonanten und Vokale hinzu. Die Angabe des Silbenkörpers und Silbenreims lässt man dahingegen weg. Dies ist die Silbenstruktur des Wortes „Strand“. Im Deutschen können im Anfangsrand bis zu drei Konsonanten stehen, im Endrand bis zu fünf.
Was ist ein silbischer Sonant?
Anstatt eines Vokals kann im Nukleus, wie ich bereits erwähnt hatte, ein silbischer Sonant stehen. Ein Beispiel hierfür ist das Wort „finden“. Zwar schreibt man „finden“ mit einem „e“, wenn man das Wort aber in einem Satz und nicht isoliert ausspricht, spricht man das „e“ nicht aus. In diesem Fall fungiert der silbische Konsonant „n“ als Nukleus. Und somit besteht das Wort auch aus zwei Silben.
Was ist eine geschlossene und offene Silbe?
Eine Silbe mit einem Endrand ist eine geschlossene Silbe, wie beim Wort „Strand“. Eine Silbe ohne Endrand bezeichnet man als eine offene Silbe, wie im Wort „Fee“.
Was ist eine nackte Silbe?
Eine Silbe ohne Anfangsrand ist eine nackte Silbe. Solche Silben sind im Deutschen selten. Wenn auch eine Silbe auf den ersten Blick eine nackte Silbe zu sein scheint, weil in der Schrift vor dem Vokal kein Buchstabe steht, fängt sie doch mit dem Neueinsatz, dem glottalen Verschlusslaut, an. Sie ist dann keine nackte, sondern eine bedeckte Silbe. Das seht ihr zum Beispiel beim Wort „oft“.
Nackte Silben sind unbetont und stehen nie am Anfang des Wortes, sondern nur im Wortinnern nach einer offenen Silbe. Eine nackte Silbe trägt das Wort „sehen“.
Was ist ein Silbengelenk?
Manchmal kann ein Konsonant ambisyllabisch sein, das heißt zwei Silben angehören. Das passiert, wenn zwischen dem kurzen betonten Kernvokal einer Silbe und dem Kernvokal der nächsten Silbe ein Einzelkonsonant steht. Er heißt dann „Silbengelenk“ und stellt den Endrand einer Silbe und zugleich den Anfangsrand der nächsten dar. Zum Beispiel im Wort „kommen“.
Quellen
Eisenberg, P. (2009). Das Phonem und Graphem. In: Dudenredaktion (Hrsg.): Duden. Die Grammatik (8. überarbeitete Aufl., S. 19 – 56). Mannheim/Wien/Zürich: Dudenverlag.
Spillmann, H. O. (2000): Einführung in die germanistische Linguistik. Langenscheidt.