Imperativ verständlich erklärt

Was ist der Imperativ?

Der Imperativ ist eine Verbform, die verwendet wird, um

  • Befehle,
  • Bitten oder
  • Aufforderungen

auszudrücken. Typisch sind Aussagen wie „Komm her!“, „Sei ruhig!“ oder „Gebt Acht!“. Der Imperativ ist ein Modus. Er steht neben dem Indikativ und dem Konjunktiv I und II.

Im Deutschen gibt es den Imperativ in drei Gruppen.

  • Diese sind die vertraute du-Form („Komm her!“)
  • die ihr-Form („Seid ruhig!“) und
  • die formelle Sie-Form („Geben Sie Acht!“)

Doch es gibt noch weitaus mehr grammatikalische und stilistische Feinheiten, die du kennen solltest.


Imperativformen im Überblick: Singular und Plural

Imperativ SingularImperativ Plural
Lauf!Lauft!
Bete!Betet!
Nimm!Nehmt!

Imperativ Singular: Bildungstypen im Detail

1. Mit Vokalwechsel, ohne „-e“

Starke Verben mit Stammvokal „e“ wechseln zu „i/ie“:

  • gib, hilf, iss, lies, sieh, stirb

„Hilf mal die Wäsche rein zu tragen!“

Ausnahme: werden ? „Werde!“, sein ? „Sei!“

2. Mit „-e“ bei schwieriger Aussprache

Wenn der Stamm auf Konsonantenkombinationen endet (außer Nasale oder Liquide), ist „-e“ notwendig:

  • rechne, öffne, atme

3. Meist mit „-e“ bei Stämmen auf -d/-t, -ig, -el, -er

  • arbeite, kündige, bumm(e)le, seg(e)le, wand(e)re

4. Wahlweise mit oder ohne „-e“

  • komm(e), fahr(e), steh(e)
    In gesprochener Sprache wird das „-e“ meist weggelassen.

Imperativ Plural: Bildung

Die Pluralform entspricht dem Präsens der 2. Person Plural:

  • rechnet, öffnet, redet, nehmt, werdet, seid

Veraltete Formen wie „nehmet“ werden nicht mehr häufig verwendet. Sie gelten als poetisch oder altertümlich.


Imperativ mit Höflichkeitsform „Sie“

Die höfliche Aufforderung besteht aus dem Infinitiv + Sie:

  • „Melden Sie sich bitte!“
  • „Werfen Sie den Ball!“

Die Satzstellung ähnelt der von Fragesätzen, aber durch Intonation und Satzzeichen wird der Imperativ deutlich.


Distanzform und Adhortativform: Kein echter Imperativ

Distanzform

  • Verbindet das Höflichkeitspronomen Sie mit einem Vollverb:
    • „Reden Sie!“, „Warten Sie’s ab!“

Adhortativform

  • Drückt Gruppenaufforderungen aus, inkl. Sprecher:
    • „Lassen wir das!“, „Gehen wir los!“
FormImperativDistanzformAdhortativform
Subjektpflicht???
Modus: Imperativ???
Sprecher inkludiert???

Imperativ Perfekt und Passiv

Imperativ Perfekt

Selten, aber stilistisch interessant:

  • „Seid’s gewesen!“, „Habt euch vorbereitet!“

Zielt auf abgeschlossene Handlungen, die vor einem bestimmten Punkt in der Zukunft beendet sein sollen.

Imperativ Passiv

Kaum gebräuchlich in ernster Aufforderung:

  • „Werde von deiner Habgier aufgefressen!“
  • „Sei gegrüßt!“ (als Wunsch oder Begrüßung)

Semifiniter Imperativ mit Subjekt

Imperative sind normalerweise subjektlos, doch:

  • „Komm du mal mit 300?€ aus!“
    Hier wird das Subjekt du zur Betonung hinzugefügt – eine stilistische Ausnahme.

Unangemessene Imperative

Sätze wie:

  • „Sei jung!“, „Sei haltbar!“

sind zwar vom Satzbau (Syntax) korrekt, aber von der Bedeutung her (semantisch) fragwürdig. Dennoch finden sich ähnliche Formen als Verwünschungen oder ironische Wünsche:

  • „Sei vergiftet!“
  • „Besitze Geld, und du hast Einfluss!“

Verwendung des Imperativs im Alltag

Der Imperativ ist sehr direkt. Deshalb sollte er nur verwendet werden, wenn:

  • eine klare Beziehung (z.?B. Freundschaft, Familie, Sport) besteht,
  • eine schnelle Reaktion notwendig ist,
  • eine Hierarchie gegeben ist (z.?B. in Anleitungen, militärischem Kontext).

FAQ zum Imperativ

Was ist der Imperativ?

Der Imperativ ist eine Verbform, mit der Aufforderungen, Bitten oder Befehle ausgedrückt werden.

Wie bildet man den Imperativ im Singular?

Meist durch Entfernen von „-en“ und ggf. Hinzufügen von „-e“ oder Vokalwechsel bei starken Verben.

Gibt es einen Imperativ im Passiv?

Nicht in echter Aufforderungsfunktion – nur in Verwünschungen oder als rhetorisches Stilmittel.

Wie unterscheidet sich die Adhortativform vom Imperativ?

Die Adhortativform nutzt „wir“ + Verb: „Lassen wir das!“. Sie ist kein Imperativ, sondern eine eigenständige Aufforderungsform.

Warum sagt man „Hilf!“ und nicht „Helfe!“?

Weil starke Verben mit „e“ im Stamm einen Vokalwechsel zu „i“ im Imperativ zeigen.

Wo ist der Imperativ erlaubt und angemessen?

In vertrauter Kommunikation, Sport, direkter Anleitung – nicht in förmlichen Kontexten ohne Beziehung zum Gesprächspartner.

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