Was ist ein Lexem?

Ein Lexem ist das, was viele umgangssprachlich als „Wort“ bezeichnen. Allerdings ist der Begriff „Wort“ so ungenau, dass man in der Linguistik zwei Begriffe benötigt: Wortform und Lexem. Bei einem Lexem handelt es sich nur um ein Wort „im Kopf“.

Beispiel

Die Wortformen „ist“, „war“ und „bin“ lassen sich alle auf das Lexem „sein“ zurückführen. Wir haben eine Vorstellung davon, was das Lexem „sein“ bedeutet und wie wir es verwenden können.

Lernvideo: Was ist ein Lexem?

Spricht man von einem Lexem, löst man sich von der Art und Weise, wie das Wort gesprochen oder geschrieben wird. Ein Beispiel dafür ist das Wort „sodass“. Es spielt keine Rolle, ob „sodass“ in einem oder zwei Wörtern (so dass) geschrieben wird. Beide Schreibweisen lassen sich auf ein Lexem zurückführen, dem eine Bedeutung zugrunde liegt. Gleiches gilt für die drei Formen:

  1. Sie streichelt die Katze.
  2. Streichle die Katze!
  3. Du streichelst die Katze.

„Streichelt“, „streichle“ und „streichelst“ sind drei unterschiedliche Wörter, aber es geht nur um ein Lexem. All diese Formen kann man auf eine Grundbedeutung zurückführen: „streicheln“. Allerdings sind „streichelt“, „streichle“ und „streichelst“ ja nicht dieselben Wörter. Sie haben alle eine andere Form, obwohl sie sich auf die Grundbedeutung „streicheln“ zurückführen lassen. Darum hat man in der Linguistik den Begriff „Wortform“ eingeführt, mit dem man den Unterschied zwischen Wortbedeutung (Lexem) und Form deutlich machen kann.

Die Formen in den Sätzen 1–3 sind unterschiedliche Wortformen des Lexems „streicheln“. Dieses Lexem haben wir sozusagen abstrakt „im Kopf“ als Wort gespeichert und mit diesem Lexem zusammen auch seine phonologischen, syntaktischen und semantischen Eigenschaften. Wir wissen also, wie wir dieses Lexem mit seinen Wortformen verwenden können.

Wenn man in der Linguistik also von „Wörtern“ spricht, dann muss man genauer sagen, was man meint. Meint man das Lexem oder eine Wortform des Lexems? Streng genommen müssten dann auch Ausdrücke wie „in den sauren Apfel beißen“ Lexeme sein. Sprachen sind aber ein natürliches System und in diesem kann man nicht alles immer eindeutig kategorisieren. Darum nennt man solche festen Ausdrücke Phraseme oder auch Idiome.

Zusammenfassung

Bei einem Lexem handelt es sich um ein „abstraktes Wort“. Wenn man Lexeme schreibt oder ausspricht, handelt es sich um die konkreten Wortformen dieses Lexems.

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FAQ: Was ist ein Lexem?

Was ist ein Lexem in der Linguistik?

Ein Lexem ist die grundlegende lexikalische Einheit einer Sprache. Es repräsentiert die abstrakte Bedeutung eines Wortes, unabhängig von seiner konkreten Form (z. B. gehen umfasst gehe, gehst, ging)

Wie unterscheidet sich ein Lexem von einem Wort?

Ein Wort ist eine konkrete Wortform, während ein Lexem die gesamte Menge aller Formen eines Wortes darstellt. Zum Beispiel sind gehe, ging und gegangen verschiedene Wörter, aber sie gehören alle zum Lexem gehen.

Warum sind Lexeme wichtig in der Linguistik?

Lexeme helfen, Wortbedeutungen systematisch zu analysieren und zwischen Wortformen und der abstrakten Bedeutung zu unterscheiden. Sie sind ein zentrales Konzept in der Morphologie und Lexikologie.

Gibt es verschiedene Arten von Lexemen?

Ja. Man unterscheidet u. a. einfache Lexeme (z. B. Haus) und komplexe Lexeme (z. B. Hochschule, laufen gehen). Auch zusammengesetzte und abgeleitete Lexeme werden unterschieden.

Was ist der Unterschied zwischen einem Lexem und einem Morphem?

Ein Morphem ist die kleinste bedeutungstragende Einheit einer Sprache (z. B. –ung in Bildung), während ein Lexem eine gesamte lexikalische Einheit darstellt.

Wie werden Lexeme in Wörterbüchern dargestellt?

In Wörterbüchern findet man Lexeme meist in ihrer Grundform (Lemma). Zum Beispiel steht laufen für das gesamte Lexem, während die Flexionsformen (z. B. läuft, lief) nicht einzeln aufgeführt werden.

Kann ein Lexem mehrere Bedeutungen haben?

Ja. Manche Lexeme sind polysem, d. h., sie haben mehrere miteinander verbundene Bedeutungen. Zum Beispiel kann das Lexem Bank sowohl ein Möbelstück als auch ein Geldinstitut bezeichnen.

Wie hängen Lexeme und Wortfamilien zusammen?

Lexeme sind Teil von Wortfamilien, die aus mehreren Lexemen bestehen können (z. B. gehen, Eingang, Ausgang). Diese Lexeme teilen sich oft einen gemeinsamen Wortstamm.

Warum ist das Konzept des Lexems für Sprachlernende wichtig?

Es erleichtert das Verstehen von Wortstrukturen und Flexionsmustern. So können Lernende erkennen, dass verschiedene Wortformen wie ging oder gehst zur gleichen Bedeutungseinheit gehören.

Welche Rolle spielen Lexeme in der Computerlinguistik?

In der automatischen Sprachverarbeitung werden Lexeme genutzt, um Bedeutungseinheiten zu identifizieren, unabhängig von deren Flexionsformen – ein wichtiger Schritt für Suchmaschinen und maschinelle Übersetzung.

Quellen

Spillmann, H. O. (2000): Einführung in die germanistische Linguistik. Langenscheidt.

Dipper, S., Klabunde, R., & Mihatsch, W. (2018). Linguistik. Springer Berlin Heidelberg.

Methling, R. (2022): Warum die Wörter im Deutschen so lang sind. Dudenverlag

Methling, R. (2024). Germanistische Linguistik für Dummies. Wiley-VCH.

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