Was ist eine Nominalphrase?

Nominalphrasen haben eine wichtige Funktion. Mit ihnen verweist man auf ein Ding oder auf eine Person oder mehrere Personen oder Dinge, aber auch auf Abstraktes wie z. B. „Frieden“, „Wissen“ oder „Zufall“.

Lernvideo: Was ist eine Nominalphrase?

Bevor wir starten, solltest du dir aber schon zwei Videos angesehen haben. Und zwar das Video „Was sind Phrasen“ und mein Video zur Phrasenstrukturgrammatik. Du solltest also wissen, dass jede sprachliche Äußerung (ein geschriebener Text oder gesprochene Sprache) aus Bausteinen zusammengesetzt ist, den Konstituenten. Eine dieser Konstituenten nennt man Nominalphrase (NP). Und die sehen wir uns jetzt genauer an.

Wie sind Nominalphrasen aufgebaut?

Alle Nominalphrasen enthalten einen Kern, den man Kopf nennt. Er ist der zentrale Bestandteil, nach dem die gesamte Phrase benannt wurde: dem Nomen (Substantiv). Darum heißt die Nominalphrase auch „Nominalphrase“. Neben einem Substantiv können aber auch Substantivierungen oder Pronomen (auch hier steckt das Wort Nomen drin) den Kopf einer Nominalphrase bilden. Dazu aber später mehr.

Beispiele für Nominalphrasen

Eine sehr kurze Nominalphrase wäre das Wort „Kinder“ in dem Satz:

„Dort spielen Kinder“.

Klar, es handelt sich um ein Substantiv, also um ein Nomen, und es kann sich darum nur um eine Nominalphrase handeln. Andere Beispiele für kurze, aber schon zweigliedrige Nominalphrasen wären: „Donald Trump“, „Doktor Müller“, oder „Bundeskanzlerin Merkel“.

Nominalphrasen mit Artikel

Wenn ein Artikel unbedingt notwendig ist, wie in dem Satz:

Das Kind spielt dort.“,

dann handelt es sich bei dem Teil „das Kind“ um eine Nominalphrase, weil der Artikel „das“ zum Substantiv „Kind“ gehört, man kann ihn nicht weglassen.

Häufig findet man auch andere Wortarten, die zum Substantiv gemacht wurden (substantiviert wurden): „das Schöne (Adjektiv)“, oder „das Raten“ (Verb). Auch das sind Nominalphrasen. Oft werden auch Pronomina zu den Nominalphrasen gezählt wie z. B.: „ich“, „jede“, „viele“.

Wie werden Nominalphrasen erweitert?

Besonders wichtig ist, dass Nominalphrasen erweitert werden können. Das sehen wir uns jetzt genauer an.

Besonders häufig wirst du sehen, dass eine Nominalphrase durch ein Adjektiv erweitert wurde:

„ein großes Geschenk“.

Das Adjektiv „groß“ erweitert die Nominalphrase „das Geschenk“ und macht daraus eine größere Nominalphrase. Aber warum handelt es sich bei dem Beispiel nicht um eine Adjektivphrase? Ganz einfach, das Adjektiv hat in dieser Phrase nichts zu bestimmen. Die Form „großes“ WIRD nämlich bestimmt durch die grammatischen Eigenschaften von „Geschenk“ (Nom./Akk. weiblich, Singular) bestimmt. Das Adjektiv ist dem „Geschenk“ also untergeordnet. Somit ist der Kopf, nachdem sich die anderen Wörter in der Phrase richten müssen, ein Substantiv. Demnach handelt es sich um eine Nominalphrase. Wenn man eine Phrase erweitert, führt das also nicht dazu, dass sich die Phrasenkategorie ändert.

Nominalphrase mit Genitivattribut

Sehr häufig sind im Deutschen auch Erweiterungen mit Genitivattributen:

„das Geschenk meiner Mutter“.

Der Kopf ist hierbei weiterhin „Geschenk“, da sich die Erweiterung „meiner Mutter“ nach „Geschenk“ richtet. Das Geschenk wird durch die Erweiterung näher beschrieben.

Verschachtelte Nominalphrasen

Und jetzt solltest du auch sehen, dass es sich bei „meiner Mutter“ auch um eine Nominalphrase handelt. Es ist also eine Nominalphrase innerhalb einer größeren Nominalphrase. Dieses Prinzip des Verschachtelns ist typisch für Nominalphrasen. Sieh dir noch einmal die Struktur „Die Polizei verfolgt den Jugendlichen auf dem Elektroroller.“ aus meinem Video: Syntaxbäume an. Genau dieses Prinzip des Verschachtelns solltest du verstanden haben, um doppeldeutige Strukturen in Sprache analysieren und zerlegen zu können.

Weitere mögliche Erweiterungen einer Nominalphrase

Neben Adjektiven und Genitivattributen wie „meiner Mutter“ gibt es häufig auch Erweiterungen mit Präpositionen. Sogenannte Präpositionalattribute:

„Das Boot meiner Eltern auf dem Chiemsee“.

Das Boot wurde hier zweimal erweitert: einmal mit dem Genitivattribut, der NP, „meiner Eltern“, dann noch einmal mit einer NP in Form eines Präpositionalattributs „auf dem Chiemsee“.

Und zuletzt gibt es noch Erweiterungen mit Attributsätzen. Sehr häufig sind hierbei Relativsätze, die einen Nomenkopf erweitern: „Das Boot, das gestern noch kaputt war, …“ Hier wird der Kopf „Boot“ durch einen Relativsatz erweitert.

Auch Konjunktionalsatzattribute kommen vor: „Die Gewissheit, dass er morgen kommt …“. Der Kopf „Gewissheit“ wurde mit einem Satz, der durch eine Konjunktion eingeleitet wurde („dass“) näher bestimmt.

Zusammengefasst: Nominalphrasen sind Konstituenten mit einem Substantiv als Kopf. Sie werden häufig durch Adjektive, Genitiv- oder Präpositionalattribute, manchmal sogar durch ganze Sätze erweitert.

Quellen

Spillmann, H. O. (2000): Einführung in die germanistische Linguistik. Langenscheidt.

Altmann, H., & Hahnemann, S. (2010). Prüfungswissen Syntax (Vol. 3320). Vandenhoeck & Ruprecht.

Hentschel, E. (2010). Nominalphrase. In E. Hentschel (Hrsg.), Deutsche Grammatik. Walter de Gruyter.

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