widerspiegeln oder wiederspiegeln?

Wie schreibt man „widerspiegeln“? Man schreibt es mit einem „i“, also nicht mit „ie“. Das Wort ist rechtschreiblich schwierig, da es beide Präfixe gibt „wider“ und „wieder“. Kein Wunder also, dass viele wegen der Rechtschreibung zweifeln.

Text mit der korrekten Schreibweise: „widerspiegeln".

Wie schreibt man widerspiegeln?

„Widerspiegeln“ schreibt man mit einem „i“ und nicht mit „ie“. Gute Neuigkeiten: Es gibt keine Ausnahmen. Das Wort wird immer gleich geschrieben.

Die korrekte Schreibweise lautet „widerspiegeln“.

Was bedeutet widerspiegeln?

Mit dem Verb „widerspiegeln“ drückt man aus, dass etwas reflektiert wird. Etwas wird wie in einem Spiegel dargestellt.

Das Schaufenster spiegelt die Menschenmasse wider.
Das Schaufenster spiegelt die Menschenmasse wieder.

Man kann es auch verwenden, um auszudrücken, dass etwas „sichtbar“ wird. Etwas wird „erkennbar“.

Die Wahlbeteiligung spiegelt die Politikverdrossenheit der Bevölkerung wider.
Die Wahlbeteiligung spiegelt die Politikverdrossenheit der Bevölkerung wieder.

Das bedeutet, dass die Wahlbeteiligung einen Aufschluss darüber gibt, wie es mit der Politikverdrossenheit der Bevölkerung steht. Die Wahlbeteiligung wirkt wie ein Spiegel.

Synonyme

Du kannst auch die folgenden Synonyme verwenden: „reflektieren“, „erkennbar werden lassen“, „sich spiegeln“ und „zum Ausdruck bringen“.

Was für ein Wort ist „widerspiegeln“?

Es ist ein zusammengesetztes Verb. Der Basis lautet „spiegeln“. An der Basis hängt das Präfix (auch: Vorsilbe) „wider“, das aus „spiegeln“ ein neues Wort mit einer neuen Bedeutung macht.

Expertenwissen

Es handelt sich um ein Derivat. Den Prozess, der aus „spiegeln“ das Wort „widerspiegeln“ macht, nennt man Derivation.

Dieses Präfix ist aber nicht fest mit dem Verbstamm verbunden. Es ist ein sogenanntes Partikelverb. Der nicht feste Teil „wider“ kann sich vom Verb „spiegeln“ trennen.

Der See spiegelt die Sterne wider.
Der See widerspiegelt die Sterne.

Nicht nur „wider“, auch „wieder“ ist ein Präfix der deutschen Sprache. Allerdings gibt es die Kombination „wiederspiegeln“ nicht im deutschen Wortschatz. Dass es beide Präfixe gibt, ist der Grund dafür, dass man leicht bei der Rechtschreibung ins Zweifeln gerät.

Die Präfix „wider“ und „wieder“

Das Präfix „wider“ gibt es schon im Althochdeutschen als „widar“. Es hat eine sehr lange Geschichte und lässt sich theoretisch sogar bis ins Indogermanische zurückverfolgen. Die Bedeutung hat sich bis heute ständig weiterentwickelt. Aus der Bedeutung „weiter weg“ wurde „gegenüber, gegen“ und schließlich „hin und zurück, zurück, abermals“. Dass man „wider“ und „wieder“ unterschiedlich schreibt, haben wir Gelehrten aus dem 17. Jahrhundert zu verdanken.

Über den Autor
Über den Autor

Ralf Methling ist Dozent für Germanistische Linguistik und Fremdsprachendidaktik in den Niederlanden. Als freiberuflicher Content Creator und Autor schreibt er über Themen aus der Sprachwissenschaft.

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Quellen

„widerspiegeln“ auf Duden online. URL: https://www.duden.de/node/206628/revision/503172 (Abrufdatum: 19.06.2022)

Dudenredaktion. (2020). Duden – Das Herkunftswörterbuch: Etymologie der deutschen Sprache (Duden – Deutsche Sprache in 12 Bänden) (6. Aufl., Bd. 7). Duden.

Dudenredaktion. (2016). Duden – Das Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle (Duden – Deutsche Sprache in 12 Bänden) (8. Aufl., Bd. 9). Duden.

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