Sehr geehrte Damen und Herren

Wenn man eine Mail schreibt, nutzt man häufig die Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“. Denn wenn der Empfänger nicht bekannt ist, hat man kaum eine Wahl. Doch das kann gewaltig schiefgehen. Wenn man nicht aufpasst, wird einem Respektlosigkeit, Faulheit und Sexismus vorgeworfen. Huch? Wie konnte das passieren?

Eine Person schreibt auf einem Laptop. Viele beruflichte Mails beginnen mit der Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren".

Synonyme

Eine Alternative zu „Sehr geehrte Damen und Herren“ ist „Sehr verehrte Damen und Herren“. Doch diese Grußformel gilt als veraltet.

Du kannst auch die adressierte Gruppe ansprechen, indem du z. B. „Sehr geehrtes Team“ verwendest.

Ist diese Grußformel denn noch zeitgemäß? Gilt es als unhöflich, wenn man seine Bewerbung an „Damen und Herren“ richtet? Kurzum, darf ich diese Phrase verwenden oder trete ich damit in ein Fettnäpfchen?

Expertenwissen

In der Sprachwissenschaft beschäftigt sich die Pragmatik mit diesen Fragen. Die Pragmatik ist eine Sprach-Handlungs-Theorie. Sie untersucht, was Wörter, Phrasen, Sätze in bestimmten Situationen bedeuten. Bestes Beispiel ist hierfür der Klassiker unter den Anreden: „Sehr geehrte Damen und Herren“.

Die Gesprächspartner können es einem sehr übel nehmen, wenn man diese Anrede falsch einsetzt. Wenn du die folgenden Tipps beachtest, bist du aber auf der sicheren Seite.

Wann verwendet man „Sehr geehrte Damen und Herren“

Eine Ansprache in einer großen Firma beginnt oft mit diesen Worten und im Zirkus wird damit das Publikum begrüßt. Denn gemeint ist jeweils die breite Masse. Keine spezifische Person. Deswegen wirkt diese Anrede auch wie ein Lückenfüller, damit die Grußzeile nicht leer bleibt. Wenn ich allerdings eine Mail erhalte, die mit dieser Floskel beginnt, neige ich dazu, schon nach diesen ersten Worten auf „löschen“ zu klicken. Denn der Inhalt, der folgt, ist nicht wirklich an mich gerichtet, sondern an die Allgemeinheit. Es kann also nichts Wichtiges sein.

Einerseits ist dieser Klassiker unter den Grußformeln also der sichere Weg, andererseits ist sie eine inhaltslose Phrase. Verwende diese Grußformel also nur, wenn:

  1. Du den Namen des Ansprechpartners oder der Ansprechpartner nicht kennst und keine Möglichkeit besteht, den Namen in Erfahrung zu bringen.
  2. Es tatsächlich Damen und Herren in der Gruppe gibt, die du ansprichst. Wenn es nur Herren oder nur Frauen sind, wäre es die falsche Anrede.
  3. Du noch nie mit dem Ansprechpartner Kontakt hattest.

„Sehr geehrte Damen und Herren“ – Hier bitte nicht!

Achtung erstes Fettnäpfchen! Im Bewerbungsschreiben hat diese Anrede nichts zu suchen. Du würdest direkt einen schlechten ersten Eindruck hinterlassen. Alle, die sehr wohl den richtigen Namen des Ansprechpartners recherchiert haben, punkten nämlich. Denn sie wirken informiert. Obwohl die Anrede also oft passend ist, ist sie in der Situation „Bewerbung“ unpassend.

Tipp:
Finde den Namen der Person heraus, die deine Bewerbung bearbeiten wird. Oft steht der Name in der Stellenausschreibung. Es ist aber auch nicht unüblich, bei dem Unternehmen anzurufen und sich nach dem Namen zu erkundigen. Keine Sorge, das machen viele! Wenn du dich nicht traust, dann bitte einen Freund oder eine Freundin für dich anzurufen. Vermeide unbedingt die unpersönliche Floskel „Sehr geehrte Damen … bla bla bla …“ und verwende: „Sehr geehrte Frau Schmitz“ oder „Sehr geehrter Herr Schuster“.

Finde den Namen der Person oder Personen heraus, die du anschreiben möchtest. Verwende ihn/sie in der Grußformel.

Bekannte Damen und Herren

Wenn du eine Dame und einen Herrn, deren Namen du kennst, anschreibst, dann nennst du erst die Dame und dann den Herrn. Du schreibst also:

Sehr geehrte Frau Schmitz,
sehr geehrter Herr Schuster,

Am besten also untereinander. Ab einer vierten Person wählst du besser wieder eine allgemeine Anrede.

Fettnäpfchen 2:
In einer Firma gelten, vor allem in Deutschland, hierarchische Strukturen. Die Regel, dass zuerst die Frau und dann der Mann genannt wird, gilt nur, wenn beide beruflich in einem Unternehmen auf einer Ebene stehen. Sollte Herr Schuster in unserem Fall der Chef sein und Frau Schmitz seine Angestellte, dann würdest du einen sehr schlechten Eindruck hinterlassen, wenn du sie zuerst nennen würdest.

Nenne die Person, die hierarchisch höher steht, zuerst. Dann folgt die Person, die „unter“ dieser Person steht. Allerdings nur, wenn beide im selben Unternehmen arbeiten. Hast du das Gefühl, dass beide auf einer vergleichbaren beruflichen Ebene stehen, dann nennst du zuerst die Frau.

Rechtschreibung „Sehr geehrte Damen und Herren“

Ein sehr häufiger Fehler, der bei dieser Anredeformel gemacht wird, ist, dass „Herren“ ohne „e“ geschrieben wird. Also: „Sehr geehrte Damen und Herrn“. Das ist falsch.

Beachte auch, dass nach der Anrede ein Komma steht. Das gilt immer! Auch für die persönliche Anrede wie „Lieber Theo, … “. Der Satz, der darauf folgt, beginnt mit einem Kleinbuchstaben. Der Grund dafür ist, dass der Satz noch weitergeführt wird. Wenn das erste Wort nach der Anrede ein Substantiv ist, wird es natürlich trotzdem großgeschrieben.

Manchmal möchte man einen Punkt oder ein Ausrufezeichen anstatt des Kommas setzen. Das ist möglich. Allerdings beginnt der Hauptteil dann mit einem Großbuchstaben. Außerdem bekommt dein Anschreiben dann eine gewisse informelle (persönliche) Note. Es wirkt dadurch etwas geladener. Generell drückt das Ausrufezeichen ja eine gewisse Emotion aus. Wenn du also etwas Tolles zu verkünden hast, über das du dich sehr freust, ist ein Ausrufezeichen nach der Anrede angebracht. Aber auch nur, wenn du die Angesprochenen schon kennst und der Inhalt des Briefs oder der Mail positiv ist. Ein Ausrufezeichen nach der Anrede in einem Beschwerdebrief würde den Inhalt verstärken und wie ein Wutausbruch wirken.

Fettnäpfchen 3:
Vermeide mehrere Satzzeichen! Die folgende Anrede ist äußerst informell und hat nichts im beruflichen Alltag zu suchen.

„Sehr geehrte Damen und Herren !!!!“

Titel in der Anrede

Im deutschsprachigen Raum wird viel Wert auf akademische Grade gelegt. Ganz anders als in den Niederlanden zum Beispiel. Deswegen solltest du den offiziellen Titel einer Person in der Anrede verwenden. Wenn jemand einen Doktortitel hat, dann schreibt man z. B.:

„Sehr geehrter Herr Dr. Schuster, … “

Allerdings werden die „neuen“ Grade BA, MA und PhD weggelassen. Auch ein „Diplom“ wird nicht genannt. Bei mehreren Titeln wird nur der höchste verwendet. Das tritt häufig bei dem Titel „Professor“ auf. Er oder sie hat in der Regel nämlich auch einen Doktortitel. Allerdings wird dann nur „Professor“ verwendet:

„Sehr geehrter Herr Professor Schuster,“

Moderne Anreden

Es muss nicht immer das offizielle „Sehr geehrte Damen und Herren“ sein. In vielen Betrieben wird mittlerweile geduzt. Dann ist natürlich auch „Liebe Kolleginnen und Kollegen“ oder z. B. „Hallo Franz“ angebracht.

Aber auch, wenn man die Person noch nicht kennt, die man anredet, kann man die informellere Anrede „Guten Tag Herr Schuster, …“ verwenden. Das ist allerdings von der kommunikativen Situation abhängig. Seine Professorin an der Uni zum Beispiel sollte man so nicht anschreiben, es sei denn man kennt sich schon etwas länger.

Fettnäpfchen 4:
Abkürzungen wie „Gumo“ eignen sich super für den WhatsApp-Chat, aber nicht für den beruflichen Alltag. Die folgenden Grußformeln fallen unter Jugendsprache und können auch nur unter Freunden verwendet werden: „Hey Digga“, „Alte/Alter“, „Amigo“, „Hey Baby/Puppe/Süße“ und „Alda/Alder“.

FAQs

Wie schreibt man „Sehr geehrte Damen und Herren“ auf Englisch?

Auf Englisch schreibt man: „Dear Sir or Madam, … “.

Wie schreibt man „Sehr geehrte Damen und Herren“ auf Französisch?

Auf Französisch schreibt man: „Madame, Monsieur, … “.

Wie schreibt man „Sehr geehrte Damen und Herren“?

Häufig wird bei„Herren“ das „e“ vergessen. Zu beachten ist auch, dass nach der Anrede ein Komma steht und danach der erste Satz des Inhalts mit einem Kleinbuchstaben beginnt. Es sei denn, das erste Wort ist ein Substantiv.

Warum sollte man „Sehr geehrte Damen und Herren“ nicht mehr schreiben?

Erstens spricht man keine bestimmte Person oder keine bestimmten Personen an, sondern die Allgemeinheit. Das wirkt distanziert und unpersönlich. Zweitens wirkt man in einer Bewerbung einfallslos, wenn man auf keine passendere Anrede kommt. Derjenige, der die Bewerbung liest, könnte auch denken, dass man zu faul war, sich nach dem Namen des Empfängers zu erkundigen.

Aber es gibt keinen Grund, diese Anrede generell zu vermeiden! In vielen Situationen ist es genau die richtige Grußformel.

Über den Autor
Über den Autor

Ralf Methling ist Dozent für Germanistische Linguistik und Fremdsprachendidaktik in den Niederlanden. Als freiberuflicher Content Creator und Autor schreibt er über Themen aus der Sprachwissenschaft.

Nächster Beitrag

Bescheid geben? – groß oder klein?

Schreibt man „Bescheid geben“ groß oder klein? Schreibt man es zusammen oder getrennt? Hier erkläre ich es dir.

Quellen

„immer noch“ auf Duden online. URL: https://www.duden.de/node/146801/revision/631345 (Abrufdatum: 19.06.2022)

Dudenredaktion. (2020). Duden – Das Herkunftswörterbuch: Etymologie der deutschen Sprache (Duden – Deutsche Sprache in 12 Bänden) (6. Aufl., Bd. 7). Duden.

Dudenredaktion. (2016). Duden – Das Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle (Duden – Deutsche Sprache in 12 Bänden) (8. Aufl., Bd. 9). Duden.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner