Na, schon mal darüber nachgedacht, was Texte eigentlich sind? Auf den ersten Blick scheint die Antwort einfach: Es sind die Wörter, die du gerade liest, oder die Zeilen in einem Buch. Doch wie so oft im Leben, steckt hinter diesem scheinbar simplen Begriff eine spannende und vielschichtige Welt, besonders wenn man sie aus sprachwissenschaftlicher Sicht betrachtet.
Hier auf linguistik.online findest du ja bereits eine vielfältige Sammlung von Texten – Sachtexte. Diese Sammlung dient vor allem der Navigation und soll dir einen Einblick in die Linguistik geben. Aber lass uns tiefer eintauchen und erkunden, was Texte wirklich ausmacht und warum sie so viel mehr sein können als nur geschriebene Worte. Bereit?
Die Wurzeln des Wortes: Woher kommt „Text“?
Beginnen wir mit der Herkunft des Wortes. Es ist immer faszinierend zu sehen, wie die Etymologie eines Begriffs schon erste Hinweise auf seine Bedeutung geben kann. Laut Duden.de stammt der Begriff „Text“ vom lateinischen Verb texere ab. Und was bedeutet texere? Es heißt so viel wie ‚weben‘ oder ‚flechten‘. Stell dir vor, wie einzelne Fäden zu einem Gewebe zusammengefügt werden – genauso verflechten sich Worte und Sätze zu einem zusammenhängenden Ganzen, einem Text.
Text im Alltag und in der Sprachwissenschaft
Es gibt einen deutlichen Unterschied, wie wir Texte im Alltag wahrnehmen und wie sie in der Sprachwissenschaft definiert werden. Lass uns das genauer ansehen.
Die alltagssprachliche Perspektive
Im nicht-wissenschaftlichen Sprachgebrauch denkst du wahrscheinlich zuerst an etwas Geschriebenes, wenn du „Text“ hörst. Es ist eine abgegrenzte, zusammenhängende, meist schriftliche sprachliche Äußerung. Aber der Alltagsbegriff ist erstaunlich flexibel! Er kann auch nicht-geschriebene, aber prinzipiell schreibbare Sprachinformationen umfassen. Denk an den Liedtext, der gesungen wird, aber auch niedergeschrieben werden könnte, an das Drehbuch eines Films oder sogar an die spontanen Äußerungen bei einer improvisierten Theateraufführung. Auch das sind für uns im weitesten Sinne Texte.
Was Sprachwissenschaftler unter „Text“ verstehen
Für Sprachwissenschaftler und Kommunikationsforscher ist die Definition präziser und oft auch umfassender. Hier gilt ein Text als die sprachliche Form einer kommunikativen Handlung. Das ist ein wichtiger Punkt: Es geht nicht nur um die Worte selbst, sondern darum, dass sie einen Zweck erfüllen, dass sie etwas bewirken oder mitteilen wollen. Es gibt unzählige Textdefinitionen nebeneinander, die oft anhand sogenannter „Textualitätskriterien“ versuchen, echte Texte von „Nicht-Texten“ abzugrenzen.
Merkmale eines Textes: Was macht einen Text aus?
Wie erkennt man nun, ob etwas ein Text ist? Sprachwissenschaftler schauen dabei auf zwei Haupttypen von Merkmalen:
- Pragmatische (textexterne) Merkmale: Das sind die situationsbezogenen Eigenschaften. Welchen Zweck hat der Text? Wer ist der Absender, wer der Empfänger? In welchem Kontext steht der Text? Diese äußeren Faktoren bestimmen maßgeblich, wie ein Text funktioniert.
- Sprachliche (textinterne) Merkmale: Das sind die sprachlichen Eigenschaften innerhalb des Textes selbst. Hier geht es um Dinge wie Kohärenz (Sinnzusammenhang), Kohäsion (sprachlicher Zusammenhang, z.B. durch Pronomen oder Konjunktionen), Stil, Wortwahl und Satzbau. All das trägt dazu bei, dass ein Text als Ganzes wahrgenommen wird.
Wenn Text mehr ist als nur Schrift: Erweiterte Perspektiven
Jetzt wird es richtig spannend, denn der Begriff des Textes kann noch viel weiter gefasst werden, als du vielleicht denkst!
Nonverbale und visuelle Texte
In manchen erweiterten Textbegriffen werden nicht nur geschriebene oder gesprochene Worte berücksichtigt. Auch Illustrationen, Bilder oder Elemente der nonverbalen Kommunikation, wie Mimik und Gestik, können Teil eines Textes sein oder sogar selbst als Text gelten! Stell dir vor, eine reine Bildsequenz erzählt eine Geschichte oder vermittelt eine Botschaft – wenn sie eine erkennbare kommunikative Funktion erfüllt, kann auch sie als Text interpretiert werden. Manche Forscher gehen sogar so weit, dass sie DNA-Transkriptionen als „textuelle Daten“ betrachten!
Der „diskontinuierliche Text“
Ein besonders interessanter Begriff, vor allem aus der Sprachdidaktik, ist der „diskontinuierliche Text“. Das sind Texte, die nicht fortlaufend geschrieben sind und oft nicht-sprachliche Mittel nutzen. Denk an Formulare, Tabellen, Listen, Grafiken oder Diagramme. Auch wenn sie nicht wie ein Aufsatz durchgängig zu lesen sind, erfüllen sie eine klare kommunikative Funktion und übermitteln Informationen. Sie sind also vollwertige Texte – nur eben in einer anderen Form.
Fazit: Die faszinierende Vielfalt von Texten
Du siehst, der Begriff „Text“ ist vielschichtiger, als man zunächst annimmt. Von den gewebten Worten des Lateinischen bis hin zu DNA-Sequenzen oder Bildgeschichten – Texte sind überall und spielen eine zentrale Rolle in unserer Kommunikation. Sie sind nicht nur Träger von Informationen, sondern auch Spiegel unserer Kultur und unserer Art zu denken.
Wir hoffen, diese kleine Exkursion in die Welt der Texte aus sprachwissenschaftlicher Sicht hat dir neue Einblicke gegeben und dich vielleicht sogar dazu angeregt, die Texte, denen du täglich begegnest, mit neuen Augen zu sehen.
Quellen
- Wikipedia. (05.08.2025). Texte. In Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/texte
- Dudenredaktion (o. J.): „Text“ auf Duden online. URL:https://www.duden.de/node/181517/revision/1418501 (Abrufdatum: 06.08.2025)
- DWDS. (05.08.2025). Texte. In Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. https://www.dwds.de/wb/texte