Piksen oder Pieksen? Die Wahrheit zur Rechtschreibung!

Wenn du dich fragst, ob es nun „piksen“ oder „pieksen“ heißt, bist du hier genau richtig. Dieses scheinbar einfache Verb stellt viele von uns vor eine kleine rechtschreibliche Herausforderung. Aber keine Sorge, wir lüften das Geheimnis und zeigen dir, warum die richtige Form oft überrascht.

Dieser Artikel wurde am 06.08.2025 von Ralf Methling auf inhaltliche Korrektheit überprüft und aktualisiert.

Warum lässt uns die Schreibweise so zweifeln?

Ein Blick auf die Phonetik

Der Hauptgrund für die Verwirrung liegt in der Art und Weise, wie wir den langen „i“-Laut im Deutschen bilden. Oft sind wir es gewohnt, ein lang gesprochenes „i“ in der Mitte eines Wortes mit einem „e“ zu erweitern, also als „ie“ zu schreiben. Denk nur an Wörter wie „liegen“ oder „fliegen“. Diese Regel ist so tief in unserem Sprachgefühl verankert, dass wir sie schnell auf andere Wörter übertragen möchten. Doch wir kennen auch die vier Geschwister des langen „i“ und das lässt uns grübeln.

Die vier Geschwister des langen „i“

Es mag dich überraschen, aber im Deutschen gibt es tatsächlich vier verschiedene Möglichkeiten, einen langen „i“-Laut zu schreiben:

  • ie: Dies ist die häufigste Variante, wie bei „Liebe“ oder „tief“.
  • ih: Seltener, aber zum Beispiel bei „ihr“ oder „Igel“ zu finden.
  • ieh: Noch seltener, etwa in „sieh!“ oder „Vieh“.
  • i: Und genau hier liegt der Knackpunkt für „piksen“ – ein einzelnes „i“ kann ebenfalls lang gesprochen werden, auch wenn es vergleichsweise selten vorkommt.

Weil die „ie“-Schreibung so dominant ist, neigen wir dazu, sie auch auf Wörter anzuwenden, wo ein einfaches „i“ ausreicht. Ein ähnliches Verhalten begegnet uns bei Wörtern wie „widerspiegeln“ oder dem Nomen „Widerstand“, wo das „ie“ nicht hingehört. Oder denk mal an „Maschine„, das wir ebenfalls mit einem kurzen „i“ schreiben, obwohl es oft lang ausgesprochen wird.

Woher kommt „piksen“? Die Etymologie hilft!

Um die Sache mit piksen noch besser zu verstehen, hilft ein Blick auf seine Herkunft. Das Verb piksen kommt nämlich ohne das Vokal-e aus, weil es sich direkt von picken ableitet. Auch die bedeutungsgleiche Variante ohne „s“, nämlich piken, sowie die Pike, eine historische Stichwaffe, gehören zu dieser Wortfamilie. All diese Wörter teilen sich eine gemeinsame Wurzel, die auf ein kurzes „i“ hinweist.

Laut Wörterbüchern wie dem DWDS bedeutet piksen primär „einen kleinen, oft kaum schmerzhaften Stich in oder durch die Haut verursachen“ oder allgemeiner „etwas Kleines, Spitzes irgendwo hineinstechen“. Die etymologischen Wurzeln führen uns also ins Niederdeutsche und zeigen die Verbindung zu „picken“ auf, was die Schreibweise mit einfachem „i“ schlüssig erklärt.

Wie kommt es zu mehreren richtigen Formen?

Es ist immer faszinierend zu sehen, wie sich Wortformen in der breiten Masse verbreiten. Wenn wir uns die Verwendung von „piksen“ und „pieksen“ in Büchern ansehen, dann wird das Ausmaß der Verwirrung bei piksen und pieksen deutlich.

Die Verbreitung von „piksen“ und „pieksen“ in deutschsprchigen Büchern. Quelle: Google Books Ngram Viewer

Die Ergebnisse sind verblüffend: Die Schreibweise „pieksen“ wurde bis 2012 tatsächlich häufiger verwendet als die Form „piksen“! Seitdem scheint sich „piksen“ in Büchern durchzusetzen.

Quellen

Über den Autor

Dieser Artikel wurde von Ralf Methling geschrieben. Er ist Dozent für Germanistische Linguistik und Fremdsprachendidaktik in den Niederlanden. Auf seinem YouTube-Kanal Linguistik einfach einfach und als Autor von linguistischer Fachliteratur publiziert er über Themen aus der Sprachwissenschaft.

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