Maulwurf: Die wahre Bedeutung hinter seinem Namen!

Kleiner, grabender Erdbewohner – wir alle kennen den Maulwurf. Aber hast du dich jemals gefragt, was dieses fleißige Tierchen eigentlich mit einem „Maul“ zu tun hat? Du bist damit definitiv nicht allein! Es klingt doch so, als würde er mit seinem Maul die Erde umgraben, dabei nutzt er dafür doch hauptsächlich seine kräftigen Vorderpfoten. Faszinierend, oder? Die Geschichte hinter dem Namen ist tatsächlich ziemlich kurios und zeigt uns, wie lebendig und wandelbar Sprache sein kann.

Pack dich gut fest, denn wir tauchen jetzt gemeinsam in die spannende Welt der Etymologie ein und lüften das Geheimnis, das sich hinter dem Namen „Maulwurf“ verbirgt!

Der Maulwurf: Ein Meistergräber und seine Vielfalt

Bevor wir uns dem Namen widmen, lass uns kurz klären, mit wem wir es hier überhaupt zu tun haben. Die Maulwürfe gehören zur Familie der Säugetiere und sind wahre Spezialisten im Graben. Weltweit gibt es über 60 verschiedene Arten, die in Eurasien und Nordamerika leben. Der bei uns bekannteste Vertreter ist der Europäische Maulwurf. Ihre Anpassungen an ein Leben unter der Erde sind beeindruckend: Sie haben einen walzenförmigen Körper, einen spitzen Kopf und – ganz wichtig für unsere Geschichte – kräftige, schaufelartige Vorderpfoten, die perfekt zum Buddeln geeignet sind. Die Erde, die sie dabei aufwerfen, schieben sie oft mit dem Kopf an die Oberfläche, wodurch die typischen Maulwurfshügel entstehen.

Der erste Blick: Maul und Wurf – oder doch nicht?

Die naive Annahme, dass der Maulwurf etwas mit seinem „Maul“ zu tun hat, ist verständlich. Schließlich steckt das Wort direkt drin. Aber wie wir eben schon gesehen haben, sind es hauptsächlich die Pfoten, die die schwere Grabarbeit leisten. Das Maul kommt eher beim Fressen von Insekten und Würmern zum Einsatz. Hier beginnt also das sprachliche Rätsel. Um es zu lösen, müssen wir eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit unserer Sprache machen.

Eine Zeitreise: Frühe Namen für den Maulwurf

Wenn wir in die deutsche Sprachgeschichte blicken, genauer gesagt ins Althochdeutsche, stoßen wir auf einige interessante Bezeichnungen für den Maulwurf. Dort gab es zum Beispiel die Wörter moltwerf, mūwerf und mūlwerf. Das ist schon mal eine ziemlich verwirrende Ausgangslage, da wir hier drei verschiedene Anfänge haben: molt, und mūl.

Der zweite Bestandteil: „Werfen“ ist klar!

Der rechte Teil der Wörter, also -werf, lässt sich noch am einfachsten erklären. Er hängt eng mit unserem heutigen Verb „werfen“ zusammen. Der Maulwurf „wirft“ schließlich Erde auf, nicht wahr? Das passt also. Aber was ist mit dem ersten Teil?

Die Wurzel „mū-„: Ein vergessener Haufen

Die älteste Form unter den dreien ist wahrscheinlich mūwerf. Um mehr darüber herauszufinden, schauen Sprachforscher gerne über den Tellerrand und untersuchen ähnliche Wörter in anderen germanischen Sprachen. Und tatsächlich, auch wenn wir keine exakte Kopie finden, gibt es im Altenglischen und Altnordischen vielsagende Hinweise. Im Altenglischen gab es Formen wie mūga, mūha oder mūwa, die „Heuhaufen“ oder „Kornhaufen“ bedeuteten. Im Altnordischen finden wir múgi oder múgr mit der Bedeutung „Haufen“ oder „Menge“.

Es ist also sehr wahrscheinlich, dass der erste Bestandteil in mūwerf mit diesem alten, aber im Deutschen ausgestorbenen Wort für „Haufen“ oder „Menge“ zusammenhängt. Der mūwerf wäre demnach ein „Haufen-Werfer“ – also jemand, der Haufen (Erde) aufwirft. Klingt doch logisch, oder?

„Moltwerf“: Der „Erdwerfer“ und seine Logik

Eine weitere spannende Variante ist der moltwerf. Dieser Name war dem ursprünglichen Sinn noch relativ nah. Der Bestandteil molt geht auf ein altes Substantiv namens molta zurück, was so viel wie „Staub“, „Erde“ oder „Erdboden“ bedeutete. Auch das finden wir in anderen germanischen Sprachen wieder, zum Beispiel als altenglisches molde und altnordisches mold, beide mit der Bedeutung „Erde“.

Wenn man diese beiden Bestandteile, molt („Erde“) und werf („Werfer“), zusammenführt, dann bedeutet moltwerf nichts anderes als „Erdwerfer“. Das ist doch eine perfekte Beschreibung für unseren kleinen Grabetunnelbauer! Dieses Wort war sogar noch einige Jahrhunderte in Gebrauch, verschwand dann aber leider aus unserem Sprachschatz.

Volksetymologie: Wie aus „Erde“ ein „Maul“ wurde

Jetzt wird es richtig interessant! Wie kam es dann vom mūwerf oder moltwerf zum Maulwurf, wie wir ihn heute kennen? Offensichtlich haben die Menschen damals den ursprünglichen Sinn von mū- nicht mehr verstanden. Wenn ein Wortbestandteil unverständlich wird, neigen Sprecher dazu, ihn umzudeuten, ihn quasi so zu verändern, dass er Sinn ergibt – und zwar mit Wörtern, die ihnen geläufig sind. Dieses Phänomen nennt man Volksetymologie, und es passiert in der Sprache tatsächlich gar nicht so selten!

Die Umdeutung: Von „mū“ zu „Maul“

Die entscheidende Umdeutung führte dazu, dass mū- zu mūl- wurde. Und das ergibt absolut Sinn, denn das althochdeutsche Wort für „Maul“ lautete mūla. Man reinterpretierte also das unverständliche als mūl („Maul“). Damit bezog sich der Name plötzlich auf einen „Werfer mit dem Maul“. Das klingt, wie wir schon besprochen haben, nicht ganz korrekt, hat sich aber durchgesetzt!

Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich dann das althochdeutsche mūl durch eine Lautverschiebung, die wir als neuhochdeutsche Diphthongierung kennen, zu unserem heutigen „Maul“. Das ist übrigens der gleiche Prozess, der aus hūs (Haus) ein „Haus“ oder aus mūs (Maus) eine „Maus“ machte.

Der zweite Teil: Von „werfen“ zu „Wurf“

Parallel dazu hat sich im Laufe der Sprachgeschichte auch der zweite Teil, werf, weiterentwickelt und wurde zu wurf umgedeutet. Das Wort „Wurf“ kennen wir ja heute noch! Es wurde damals von einer Stammform des Verbs „werfen“ gebildet, die in bestimmten Formen ein „u“ enthalten konnte. Man sagte damals zum Beispiel „wir wurfen“ statt wie heute „wir warfen“. Die Sprachforschung, die sich auf Quellen wie das Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) stützt, bestätigt diese Entwicklung. Und schwupps, schon landen wir beim Maulwurf!

Fazit: Eine Namensgeschichte voller Überraschungen

Was für eine Reise, oder? Aus einem ursprünglichen „Erdwerfer“ oder „Haufenwerfer“ wurde durch faszinierende sprachliche Umdeutungen unser heutiger Maulwurf. Seine Namensgeschichte ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie Sprache sich ständig wandelt, wie alte Bedeutungen verloren gehen und neue, manchmal auf den ersten Blick irreführende, entstehen können. Es zeigt uns auch, wie unsere Vorfahren versucht haben, Unverständliches verständlich zu machen. Und mal ehrlich, ist es nicht viel spannender, zu wissen, dass hinter dem Namen des Maulwurfs so eine kuriose Geschichte steckt?

Wenn du dich für noch mehr solche verblüffenden Sprachphänomene und Etymologien interessierst, gibt es da draußen noch so viel zu entdecken! Die deutsche Sprache ist voller solcher kleiner, feiner Geschichten – man muss nur genau hinhören und hinschauen!

Quellen

  • umbigrabanti. (2025, 23. July). Das steckt wirklich hinter dem „Maulwurf“ (Herkunft erklärt) [Video]. YouTube. https://www.youtube.com/watch?v=Ql3t3TfBnhU
  • Wikipedia. (04.08.2025). Maulwurf. In Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/Maulwurf
  • DWDS. (04.08.2025). Maulwurf. In Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. https://www.dwds.de/wb/Maulwurf
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