Kakophonie: Wenn Laute wehtun? Beispiele & Wirkung

Hast du dich jemals gefragt, warum manche Laute oder Klangfolgen einfach unangenehm klingen, während andere harmonisch in deinen Ohren verschmelzen? Dann bist du dem Phänomen der Kakophonie auf der Spur. Dieses spannende sprachwissenschaftliche und musikalische Konzept begegnet uns im Alltag öfter, als wir vielleicht denken. Lass uns gemeinsam eintauchen und die Welt der „schlechten Klänge“ erkunden.

Was ist Kakophonie eigentlich? Eine Definition

Wenn wir von Kakophonie sprechen, meinen wir im Grunde einen Missklang oder eine Abfolge von Lauten, die als unangenehm oder unharmonisch empfunden werden. Das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) beschreibt es treffend als einen Misston, der als unangenehm wahrgenommen wird und sowohl in der Sprache als auch in der Musik auftreten kann.

Interessant ist auch, dass der Begriff im allgemeinen Sprachgebrauch sogar verwendet wird, um eine Uneinigkeit oder einen „Misston“ zwischen Personen zu beschreiben. Das ist doch ein schöner Beweis dafür, wie sehr unsere Sprache von Klangbildern geprägt ist, oder?

Kakophonie vs. Euphonie: Das Gegenstück zum Übellaut

Jedes Konzept hat meist ein Gegenteil, und bei der Kakophonie ist das die Euphonie – der Wohlklang. Wo Kakophonie für Disharmonie steht, bringt Euphonie angenehme, harmonische Klangfolgen hervor. Manchmal können diese „Misstöne“ aber auch bewusst eingesetzt werden, zum Beispiel in der Literatur oder Musik, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Dann sprechen wir von einem Stilmittel.

Die Etymologie: Woher kommt der Begriff Kakophonie?

Der Ursprung des Wortes Kakophonie liegt im Altgriechischen. Es setzt sich aus zwei Teilen zusammen: κακός (kakós), was so viel wie „schlecht“ oder „übel“ bedeutet, und φωνή (phōné), das wir mit „Laut“, „Ton“ oder „Stimme“ übersetzen können. Schon die Wortherkunft verrät uns also, dass es um einen „schlechten Laut“ geht – ein Ton, der auf den Hörer unangenehm wirkt. Das DWDS bestätigt diese Herleitung ebenfalls, was dir zeigt, wie tief die Bedeutung schon im Wort selbst verwurzelt ist.

Kakophonie in der Sprache: Wenn Worte stolpern

In der Linguistik beschreibt Kakophonie eine Abfolge von Lauten, die beim Sprechen oder Hören unharmonisch wirken können. Oft hängt die Empfindung natürlich stark von deiner individuellen Wahrnehmung ab. Was für den einen störend klingt, mag den anderen nicht stören. Doch es gibt typische Konstellationen, die häufig als kakophon empfunden werden. Schauen wir uns ein paar Kakophoniebeispiele an:

Sprachliche Kakophonie: Beispiele

Manchmal sind es bestimmte Lautkombinationen, die uns ins Stolpern bringen oder unangenehm klingen. Hier sind zwei klassische Beispiele:

  • Das Wort „Jetztzeit„: Hör mal genau hin, wenn du es aussprichst. Die unmittelbare Abfolge der Zischlaute „tz“ und „z“ kann unharmonisch wirken. Solche „Gleichlaute“, also Silben, die nahezu identisch klingen, können zu einem Stolpern führen und wirken oft unstimmig.
  • Das Wort „Strickstrumpf„: Hier prallen im zusammengesetzten Wort zwei harte Silben – „ck“ und „st“ – aufeinander. Das klingt nicht unbedingt flüssig oder melodisch, oder? Oft macht man hier sogar eine kleine, unbewusste Sprechpause, um die „harten“ Laute voneinander zu trennen.

Solche Phänomene treten häufig bei schwer sprechbaren, geräuschstarken Konsonantenhäufungen auf. Es ist kein Zufall, dass du solche Verbindungen oft in Zungenbrechern findest. Sie sind gerade deshalb so schwierig zu sprechen, weil sie viele solcher kakophonen Lautfolgen enthalten.

Kakophonie in der Musik: Der Misston im Orchester

Auch in der Musik begegnen wir der Kakophonie. Hier bezieht sie sich auf eine Abfolge von Tönen, die als unangenehm oder disharmonisch empfunden werden. Besonders Dissonanzen gelten oft als kakophon. Eine Dissonanz ist ein Misston, den wir als „auflösungsbedürftig“ empfinden – wir erwarten, dass er sich in einen harmonischeren Klang auflöst.

Auch hier ist die Wahrnehmung wieder sehr subjektiv. Was heute vielleicht als „normal“ oder sogar schön empfunden wird, konnte früher für helle Aufregung sorgen. Ein berühmtes historisches Beispiel ist die Oper „Elektra“ von Richard Strauss. Bei ihrer Uraufführung im Jahr 1909 wurde sie von einigen Zeitgenossen als ausgesprochen kakophon empfunden. Wenn du dir heute Ausschnitte anhörst, mag es für deine Ohren vielleicht nur bedingt „schmerzen“, aber du kannst gut nachvollziehen, dass die dichte, oft gleichzeitig gespielte Klangfülle für damalige Hörer eine Herausforderung darstellte.

Noise: Die bewusste Kakophonie

Eine Steigerung der musikalischen Kakophonie findest du im Genre Noise. Wie der Name schon andeutet – „noise“ ist Englisch für Geräusch – verzichtet dieses Musikgenre weitestgehend auf klassische Elemente wie Melodie, Ton oder Rhythmus. Stattdessen setzt es auf Geräusche, oft abstrakte und klanglich herausfordernde. Noise konfrontiert den Zuhörer gezielt mit einer Abfolge von Misstönen, die nicht auf harmonische Auflösung abzielen.

Ein bekanntes Beispiel ist das japanische Noise-Projekt Merzbow. Wenn du dir dessen Werke anhörst, wirst du feststellen, dass sie nicht aus traditionellen Klängen bestehen, sondern aus einer Aneinanderreihung von Geräuschen, die bewusst disharmonisch wirken sollen. Es ist faszinierend zu sehen, wie musikalische Experimente hier eine gewisse Ähnlichkeit zu den Klanggedichten in der Literatur aufweisen. Diese Literaturform versucht ebenfalls, bekannte Wörter zu vermeiden und stattdessen eine Wirkung rein über den Klang und das Geräusch zu erzielen.

Fazit: Kakophonie als subjektives Empfinden

Egal ob in der Sprache oder in der Musik: Kakophonie ist letztlich immer eine Frage des Empfindens. Was für dich ein unangenehmer Misston ist, kann für jemand anderen ein spannendes Experiment oder ein bewusst eingesetztes Stilmittel sein. Es zeigt uns aber auch, wie wichtig Klang und Harmonie für unser Sprachverständnis und unser ästhetisches Empfinden sind. Achte doch das nächste Mal darauf, welche Laute in deiner Umgebung vielleicht etwas „kakophon“ wirken!

Quellen

  • Wikipedia. (05.08.2025). Kakophonie Beispiele. In Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/kakophonie_beispiele
  • DWDS. (05.08.2025). Kakophonie Beispiele. In Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. https://www.dwds.de/wb/kakophoniebeispiele
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