Du interessierst dich für die spannende Welt der Rhetorik und suchst nach einer Erklärung für die Geminatio? Dann bist du hier genau richtig. Diese faszinierende Stilfigur ist ein echter Hingucker in Sprache und Text – und du wirst sie nach diesem Artikel überall erkennen können.
Was ist Geminatio? Die Verdopplung im Fokus
Die Geminatio ist ein wichtiges Stilmittel, das du vor allem in der Rhetorik und Literatur findest. Stell dir vor, du wiederholst ein Wort oder eine ganze Wortgruppe direkt hintereinander. Genau das ist die Geminatio! Diese bewusste Verdopplung dient dazu, einer Aussage besonderen Nachdruck zu verleihen oder auf ein Detail aufmerksam zu machen.
In der Sprachwissenschaft wird die Geminatio den sogenannten Wortwiederholungen zugeordnet und gilt als eine Form der Repetitio. Manchmal wird sie sogar als eine „primitive Bildung des Superlativs“ angesehen, weil sie eine Art Steigerung ausdrückt. Aber keine Sorge, wir gehen das Schritt für Schritt durch!
Etymologie: Woher kommt der Begriff?
Der Begriff Geminatio hat seine Wurzeln im Lateinischen. Er leitet sich von „geminatio“ ab, was so viel wie „Verdopplung“ bedeutet. Schon der Name verrät also, worum es bei dieser Stilfigur im Kern geht: um das Verdoppeln von sprachlichen Elementen, die unmittelbar aufeinanderfolgen.
Geminatio Beispiele: So erkennst du sie
Die besten Wege, eine Stilfigur zu verstehen, sind immer konkrete Beispiele. Die Geminatio erkennst du daran, dass ein Wort oder eine Wortgruppe direkt nacheinander wiederholt wird – oft, aber nicht immer, durch ein Komma getrennt. Schauen wir uns ein paar an, damit du ein Gefühl dafür bekommst:
- „O Gott, O Gott!“ – Ein klassisches Beispiel, das du aus vielen Kontexten kennst. Hier wird die Geminatio genutzt, um einen Ausruf oder eine Anrede zu verstärken.
- „Theodor, Theodor!“ – Dieser Ruf aus einem bekannten Fußballlied zeigt, wie die Geminatio genutzt wird, um einen Namen oder eine Botschaft hervorzuheben und die Aufmerksamkeit darauf zu lenken.
- „Niemals, niemals verlass’ ich dich!“ – Dieses Beispiel verdeutlicht, wie stark die Emotion und die Aussage durch die Verdopplung betont werden.
Linguistik einfach einfach

Mein YouTube-Kanal „Linguistik einfach einfach“ ist eine klassische Geminatio. Das Wort „einfach“ wird unmittelbar wiederholt und dient der Verstärkung und Einprägsamkeit.
Weitere literarische Geminatio Beispiele
Auch in der Literatur findest du zahlreiche Geminatio Beispiele, die die Wirkung dieser Stilfigur eindrucksvoll unter Beweis stellen:
- „Gerne, gerne gedenken ja deiner die Sterne“ (Ludwig Tieck) – Die Geminatio „gerne, gerne“ verstärkt hier das Gefühl der Zuneigung oder Erinnerung.
- „Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an!“ (Johann Wolfgang von Goethe, Erlkönig) – In diesem berühmten Gedicht drückt die Wiederholung des „Mein Vater“ die panische Angst und Verzweiflung des Kindes aus.
Manchmal kann eine Geminatio auch durch nicht wiederholte Satzteile unterbrochen werden, was sie vielleicht auf den ersten Blick etwas versteckt, aber die Wirkung bleibt dieselbe:
- „Stirb, Lysis, stirb, viel besser ist gestorben“ (Christian Hofmann von Hofmannswaldau) – Hier wird der Appell zum Sterben durch die Wiederholung noch eindringlicher.
- „Komm, Seele, komm, und lerne weiter schauen“ (Christian Hofmann von Hofmannswaldau) – Auch hier ruft die Verdopplung die Seele intensiver auf, weiterzublicken.
Geminatio vs. ähnliche Stilfiguren: Worin liegt der Unterschied?
Die Welt der Wortwiederholungen ist groß und vielfältig! Die Geminatio ist zwar eine Stilfigur der Wiederholung, aber sie hat auch „Geschwister“, die ihr ähneln. Manchmal werden sie sogar verwechselt, doch es gibt feine, aber wichtige Unterschiede.
Geminatio und Epizeuxis
Eine sehr ähnliche Figur ist die Epizeuxis. Wann sprechen wir von einer Epizeuxis und wann von einer Geminatio? Ganz einfach: Wenn ein Wort oder eine Wortgruppe dreimal oder öfter direkt hintereinander wiederholt wird, dann handelt es sich um eine Epizeuxis. Bei der Geminatio ist es in der Regel eine zweifache, unmittelbare Wiederholung. Stell dir diese Geminatio Beispiele im Vergleich vor:
- Geminatio: „Es wird ganz still, still.“
- Epizeuxis: „Schön, schön, schön, dass du da bist!“ oder „Röslein, Röslein, Röslein rot“.
Du siehst, der Unterschied liegt in der Anzahl der Wiederholungen.
Geminatio, Anadiplose und Epanalepse
Andere Stilfiguren, die auch mit Wiederholungen arbeiten, sind die Anadiplose und die Epanalepse. Alle drei sind Varianten der Repetitio, aber sie unterscheiden sich in der Platzierung der Wiederholung:
- Anadiplose: Hier wird das letzte Wort eines Satzteils am Anfang des nächsten Satzteils wiederholt. Beispiel: „Du willst mir ein Freund sein? Ein Freund sein in guten und in schlechten Zeiten?“
- Epanalepse: Hier wird ein Wort oder eine Wortgruppe vom Satzanfang am Satzende wiederholt. Beispiel: „Flieht, Mortimer! Flieht!„
Die Geminatio bleibt aber der direkten, unmittelbaren Wiederholung treu, meist in derselben Satzposition.
Die Wirkung der Geminatio: Mehr als nur eine Verdopplung
Es ist oft schwierig, einer Stilfigur eine einzige, feste Funktion zuzuschreiben. Das Risiko ist groß, sie nur darauf zu reduzieren und den Gesamtkontext außer Acht zu lassen. Aber es gibt natürlich Gründe, warum Autoren und Sprecher die Geminatio einsetzen. Ihre Wirkung ist vielfältig und hängt stark vom Kontext ab:
- Nachdruck und Betonung: Die häufigste Funktion ist sicherlich, einem Wort oder einer Aussage besonderen Nachdruck zu verleihen. Die Wiederholung verstärkt die Bedeutung und macht das Gesagte eindringlicher.
- Aufmerksamkeit erzeugen: Gerade wenn die Geminatio zu Beginn einer Äußerung steht, lenkt sie die Aufmerksamkeit des Empfängers – ob Leser, Zuhörer oder Zuschauer – gezielt auf den wiederholten Begriff.
- Gefühle intensivieren: Wie bei Goethes „Mein Vater, mein Vater“ kann die Geminatio starke Emotionen wie Angst, Freude, Verzweiflung oder auch Wut ausdrücken und verstärken.
- Rhythmus und Klang: Besonders in Liedern und Gedichten trägt die Geminatio auch zum Rhythmus und Klang bei. Denke an Fan-Gesänge im Stadion („Olé, Olé, Olé“) oder Liedtexte wie die Verse aus „Mad World“ von Gary Jules: „going nowhere, no expression, no tomorrow“. Die Wiederholungen schaffen hier eine eindringliche, fast hypnotische Wirkung.
Wo begegnet dir die Geminatio?
Die Geminatio ist nicht nur etwas für alte Literatur. Du findest sie überall, wo Sprache lebendig ist:
- Literatur: Wie wir gesehen haben, ist sie ein fester Bestandteil klassischer und moderner Texte.
- Musik: Besonders in Refrains (Kehrreimen) oder wiederkehrenden Textpassagen spielt sie eine große Rolle, um Botschaften zu festigen und eingängig zu machen.
- Alltagssprache: Auch in unseren täglichen Gesprächen verwenden wir unbewusst Geminatio, um etwas zu betonen („Das ist aber wirklich, wirklich wichtig!“).
- Sport und Marketing: Im Stadion oder in der Werbung werden Wiederholungen oft gezielt eingesetzt, um Slogans oder Anfeuerungen unvergesslich zu machen.
Fazit: Die Kraft der doppelten Botschaft
Die Geminatio ist eine ungemein wirkungsvolle Stilfigur. Sie mag auf den ersten Blick einfach erscheinen – eine bloße Verdopplung. Doch genau in dieser Einfachheit liegt ihre Stärke. Sie schafft es, Aufmerksamkeit zu erregen, Gefühle zu verstärken und einer Aussage tieferen Nachdruck zu verleihen. Wenn du das nächste Mal einen Text liest oder ein Lied hörst, achte doch mal darauf, wo dir die Geminatio begegnet. Du wirst überrascht sein, wie oft diese kleine, aber mächtige Stilfigur zum Einsatz kommt!
Wir hoffen, diese kleine Reise in die Welt der Geminatio hat dir gefallen und du hast nun ein klares Bild von dieser faszinierenden Wortfigur bekommen. Sprache ist eben doch ein Abenteuer, das sich lohnt, erkundet zu werden!
Quellen
- Wikipedia. (05.08.2025). Geminatio Beispiele. In Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/geminatio_beispiele
- DWDS. (05.08.2025). Geminatio Beispiele. In Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. https://www.dwds.de/wb/geminatiobeispiele