Exclamatio: Beispiele, Wirkung & Funktion erklärt

Hast du dich jemals gefragt, was hinter besonders emotionalen oder spontanen Ausrufen in der Literatur steckt? Oft verbirgt sich dahinter eine rhetorische Stilfigur, die wir als Exclamatio kennen. Sie ist ein faszinierendes Element, das Texten und Dialogen eine besondere Intensität verleiht. Lass uns gemeinsam eintauchen und diese Stilfigur genauer beleuchten.

Was ist eine Exclamatio? Eine Definition

Die Exclamatio, manchmal auch Exklamation genannt, ist ein Stilmittel der Rhetorik. Du begegnest ihr vor allem in direkten Äußerungen von literarischen Figuren, da sie eng mit emotionalen Ausbrüchen verbunden ist. Stell dir vor, jemand ruft etwas aus, das von einer wirklich heftigen Gemütsbewegung begleitet wird – genau das ist das Kernmerkmal der Exclamatio.

Laut dem Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) ist die Exklamation ein „Ausruf, der einer starken Gemütsbewegung Ausdruck gibt“. Sie ist also ein affektgeladener Ausruf, der oft spontan und unerwartet erscheint. Eine interessante Beobachtung ist, dass die Exclamatio oft im Zusammenhang mit der Stilfigur der Apostrophe auftritt. Bei einer Apostrophe wendet sich eine Figur direkt an eine anwesende oder auch abwesende Person, Sache oder Abstraktion, was dem emotionalen Ausruf noch mehr Gewicht verleihen kann.

Woher kommt das Wort Exclamatio? Die Etymologie

Die Bedeutung des Begriffs erschließt sich schon aus seiner Herkunft. „Exclamatio“ stammt aus dem Lateinischen. Der Begriff leitet sich von „ex“ (heraus, aus) und „clamare“ (rufen, schreien) ab. Du kannst es dir also wortwörtlich als „Ausschrei“ oder „Ausruf“ vorstellen. Allein diese Ableitung verdeutlicht bereits, worum es bei dieser Stilfigur im Grunde geht: das emotionale Ausrufen durch eine Figur in einem Drama oder einem anderen literarischen Text.

Exclamatio Beispiel: So erkennst du sie!

Eine Stilfigur lässt sich am besten anhand konkreter Beispiele veranschaulichen. Hierbei ist oft das Satzzeichen der Schlüssel zur Identifikation: Das Ausrufezeichen (!) ist ein starker Hinweis auf eine Exclamatio. Aber Achtung, nicht jedes Ausrufezeichen bedeutet eine Exclamatio, der emotionale Kontext ist entscheidend!

Beispiel 1: Johann Wolfgang von Goethes „Mailied“

Werfen wir einen Blick auf die Verse aus Goethes „Mailied“:

„O Lieb’, o Liebe! So golden schön,
So Morgenwonne auf Bergeshöhn!“

In diesem Zitat erkennst du gleich mehrere Ausrufe, die das lyrische Ich tätigt. Das Ausrufezeichen am Ende der Zeilen zeigt dir, dass es sich um emotionale Äußerungen handelt. Diese direkten und gefühlsbetonten Ausrufe passen perfekt zur Definition der Exclamatio.

Beispiel 2: Ciceros Erste Rede gegen Catilina

Auch in klassischen Texten findest du die Exclamatio, wie dieses Zitat aus Ciceros Erster Rede gegen Catilina zeigt:

„O tempora, o mores!“ (Oh Zeiten, oh Sitten!)

Hier wird die Exclamatio sehr klar durch das Ausrufezeichen angezeigt. Du siehst sofort, dass es sich um einen affektgeladenen Ausruf handelt. Interessanterweise liegt hier auch eine Apostrophe vor, da die „Zeiten“ und „Sitten“ direkt angesprochen und personifiziert werden. Das verstärkt die dramatische Wirkung erheblich.

Beispiel 3: Gottfried August Bürgers „Leonore“

Ein weiteres, eindringliches Exclamatio Beispiel findest du in Gottfried August Bürgers „Leonore“:

„O Mutter, Mutter, laß mich gehn!“

Auch hier spürst du eine aufgewühlte Grundstimmung, die durch die Interjektion „O“ und den gesamten Ausdruck vermittelt wird. Es ist ein eindeutiger, emotionaler Ausruf der Figur, den wir zweifellos als Exclamatio identifizieren können. Du merkst, wie sehr diese Stilfigur die Gefühle der Charaktere zum Ausdruck bringt.

Die Wirkung der Exclamatio: Was bewirkt sie?

Es ist oft schwierig, einer Stilfigur eine ganz eindeutige Wirkung zuzuschreiben, denn manchmal wird ein Stilmittel auch unerwartet eingesetzt. Dennoch können wir versuchen, den Effekt zu beschreiben, den eine Exclamatio in der Regel auslösen soll oder in welchen Situationen sie vornehmlich zum Einsatz kommt.

Grundsätzlich dient die Exclamatio dazu, eine heftige Gemütsbewegung der Figur zum Ausdruck zu bringen. Sie kann:

  • Emotionen verstärken: Wut, Freude, Entsetzen, Verzweiflung, Erleichterung – die Exclamatio transportiert diese Gefühle unmittelbar. Der Leser oder Zuhörer soll die Intensität der Empfindungen nachempfinden.
  • Dramatik erzeugen: Durch den emotionalen Ausruf kann eine Szene oder ein Moment dramatisiert werden, was die Spannung erhöht und das Publikum fesselt.
  • Aufmerksamkeit lenken: Ein plötzlicher Ausruf zieht die Aufmerksamkeit auf sich und hebt die geäußerte Aussage hervor. Das, was gesagt wird, gewinnt an Bedeutung.
  • Authentizität vermitteln: Ein emotionaler Ausbruch wirkt oft spontan und ungefiltert, wodurch die Figur oder Situation lebensechter und authentischer erscheint. Es vermittelt den Eindruck, dass dem Handelnden der Ausruf beinahe willkürlich entfährt.

Dennoch solltest du vorsichtig sein: Nimm die beabsichtigte Wirkung nicht ohne Prüfung auf Richtigkeit im jeweiligen Werk an. Der Kontext ist entscheidend! Ein scheinbar emotionaler Ausruf kann in einem ironischen oder sarkastischen Zusammenhang eine völlig andere Bedeutung erhalten.

Fazit: Die Exclamatio als Ausdruck starker Gefühle

Die Exclamatio ist also ein mächtiges rhetorisches Mittel, das es dir ermöglicht, tiefe Emotionen und spontane Reaktionen in der Literatur zu erkennen und zu verstehen. Ob in Goethes Gedichten, Ciceros Reden oder Bürgers Balladen – die Exclamatio zeigt immer wieder, wie sehr diese Stilfigur dazu beiträgt, Charaktere lebendig werden zu lassen und die Dramatik eines Textes zu steigern. Wenn du das nächste Mal einen Ausruf mit Ausrufezeichen siehst, achte auf den emotionalen Kontext – vielleicht entdeckst du eine beeindruckende Exclamatio!

Quellen

  • Wikipedia. (05.08.2025). Exclamatio Beispiel Wirkung. In Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/exclamatio_beispiel_wirkung
  • DWDS. (05.08.2025). Exclamatio Beispiel Wirkung. In Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. https://www.dwds.de/wb/exclamatiobeispielwirkung
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