Artikulation ist der dritte und letzte Schritt bei der Lautproduktion. Während bei der Atmung Luft aus der Lunge strömt und in der Phonation Töne durch die Stimmbänder erzeugt werden, geht es bei der Artikulation um die gezielte Modifikation dieser Töne im sogenannten Vokaltrakt. Hier entstehen sprachliche Laute wie Konsonanten und Vokale, die wir beim Sprechen hören und verstehen.
Als Quelle verwenden (APA)
Methling, R. (2025, 22. Juli). Artikulation: Der entscheidende Schritt der Lautproduktion. https://www.linguistik.online. Abgerufen am XX.XX.20XX, von https://linguistik.online/artikulation/
Die drei Schritte der Lautproduktion
Die Lautproduktion gliedert sich in drei aufeinanderfolgende Schritte:
- Atmung (Respiration): Luft aus der Lunge dient als Sprechquelle.
- Phonation: Die Stimmbänder im Kehlkopf schwingen und erzeugen einen Grundton.
- Artikulation: Der erzeugte Ton wird in den supraglottalen Räumen (= Mund-, Nasen-, und Rachenraum) verändert und zu Sprachlauten geformt.

Der supraglottale Artikulationsraum
Der Raum oberhalb der Glottis (der Stimmritze) wird als supraglottaler Artikulationsraum bezeichnet. Er besteht aus:

- Rachenraum (Pharynx): Verbindet den Nasen- und Mundraum.
- Mundraum (Oralhöhle): Hier findet der Großteil der Artikulation statt.
- Nasenraum (Nasopharynx): Beteiligt an der Bildung nasaler Laute wie [m] oder [n].
Diese Räume beeinflussen gemeinsam den Klang eines Lautes durch ihre Resonanzeigenschaften. Wie beim Bauch einer Gitarre zum Beispiel.
Artikulationsstellen im Überblick
Artikulationsstellen beschreiben den Ort im Mund-Rachen-Raum, an dem Sprachlaute erzeugt werden. Die wichtigsten sind:
- Bilabial: Beide Lippen (z. B. [p], [b])
- Labiodental: Unterlippe und obere Schneidezähne (z. B. [f], [v])
- Dental: Zunge berührt die oberen Zähne (z. B. th-Laut im Englischen)
- Alveolar: Zungenspitze gegen Zahndamm (z. B. [t], [d])
- Palatal: Zunge gegen harten Gaumen (z. B. [ʃ])
- Velar: Zunge gegen weichen Gaumen (z. B. [k], [g])
- Uvular: Zunge gegen Zäpfchen (z. B. R-Laut im Deutschen)
- Glottal: Lautbildung im Kehlkopfbereich (z. B. der Glottisschlag)
Artikulationsorgane: Wer macht was?
Für die Artikulation werden zwei Arten von Artikulatoren unterschieden:
Aktive Artikulatoren (beweglich):
- Unterlippe
- Zunge (Zungenspitze, Zungenrücken, Zungenwurzel)
- Unterkiefer
- Gaumensegel

Passive Artikulatoren (unbeweglich):
- Obere Zähne
- Harte und weiche Gaumen
- Rachenwand
- Zäpfchen (Uvula)
Der aktive Artikulator bewegt sich auf einen passiven zu, um Laute zu erzeugen. Beispiel: Bei [f] bewegt sich die Unterlippe zu den oberen Schneidezähnen.
Konsonanten: Drei Parameter zur Bestimmung
Konsonanten lassen sich durch drei zentrale Parameter beschreiben:
- Ort der Artikulation: Wo im Mund-Rachen-Raum der Laut entsteht (z. B. bilabial).
- Phonation: Ob die Stimmbänder mitschwingen (stimmhaft) oder nicht (stimmlos).
- Artikulationsart: Wie der Luftstrom modifiziert wird – z. B. Plosiv (Sprenglaut), Frikativ (Reibelaut), Nasal etc.
Beispiel: Der Laut [p] ist ein stimmloser bilabialer Plosiv.
Phonation | Artikulationsart | Artikulationsort |
---|---|---|
stimmloser | bilabialer | Plosiv |
Vokale: Feinsteuerung durch Zunge und Lippen
Vokale entstehen ohne Verschluss oder Reibung. Ihre Eigenschaften bestimmen sich durch:
- Zungenhöhe: Hoch ([i]), mittel ([e]), tief ([a])
- Zungenlage: Vorne ([i]), zentral ([ə]), hinten ([u])
- Lippenstellung: Gerundet ([o]), ungerundet ([e])
- Vokallänge: Kurz ([ɪ]) oder lang ([iː])
Beispiel: [u] ist ein hoher, hinterer, gerundeter Vokal.
IPA-Tabelle: Das internationale Lautalphabet
Die International Phonetic Alphabet (IPA)-Tabelle stellt alle möglichen Laute der menschlichen Sprache dar. Konsonanten sind nach Artikulationsort (horizontal) und Artikulationsart (vertikal) geordnet. Vokale sind in einem eigenen Trapez-Diagramm dargestellt.
Das IPA hilft besonders beim Sprachenlernen, Dialektvergleichen und in der Sprachtherapie.
Warum ist Artikulation wichtig?
Gute Artikulation ist entscheidend für:
- Verständlichkeit: Klare Aussprache verhindert Missverständnisse.
- Sprachrhythmus: Artikulation beeinflusst Melodie und Betonung.
- Sprachlernen: Besonders beim Fremdsprachenlernen unverzichtbar.
Artikulation im Sprachunterricht
Sprachlehrkräfte setzen gezielte Übungen zur Artikulation ein, z. B.:
- Nachsprechübungen
- Lautanalyse
- Zungenbrecher
- Lautkarten mit IPA-Symbolen
Diese Techniken helfen Lernenden, neue Laute präzise zu reproduzieren.
FAQ zur Artikulation
Was versteht man unter Artikulation in der Phonetik?
Artikulation ist der Prozess, bei dem Luft durch Bewegungen im Mund-Rachen-Raum zu Sprachlauten geformt werden.
Welche Rolle spielen Zunge und Lippen bei der Artikulation?
Sie sind aktive Artikulatoren, die Laute durch ihre Position und Bewegung prägen.
Was ist der Unterschied zwischen Konsonanten und Vokalen?
Konsonanten entstehen durch eine Engstelle oder einen Verschluss im Vokaltrakt, Vokale hingegen durch freien Luftstrom.
Was bedeutet bilabial?
Bilabial beschreibt Laute, bei denen beide Lippen beteiligt sind, wie bei [p] oder [m].
Warum ist Artikulation für das Sprachenlernen wichtig?
Eine korrekte Artikulation verbessert die Aussprache und Verständlichkeit in jeder Sprache.
Was ist der Vokaltrakt?
Der Vokaltrakt ist der Resonanzraum über der Glottis, in dem Artikulation stattfindet.