Bräutigam: Enthülle die wahre Bedeutung von „-gam“!

Du stehst kurz vor einer Hochzeit oder bist einfach nur fasziniert von der Macht der Sprache? Dann bist du hier genau richtig! Wenn wir über Braut und Bräutigam sprechen, wissen wir alle, dass diese beiden die strahlenden Mittelpunkte jeder Vermählung sind. Und es ist offensichtlich: Das Wort Bräutigam hängt auf die eine oder andere Weise mit der Braut zusammen. Doch was hat es eigentlich mit diesem geheimnisvollen gam auf sich?

Generiertes Bild

Was steckt hinter dem Bräuti-? Ein Blick auf die Braut

Beginnen wir mit dem ersten Teil des Wortes, der dir vielleicht vertrauter vorkommt: Bräuti-. Die Erklärung dafür ist eigentlich recht logisch, sobald man sie kennt. Das Wort Bräutigam lässt sich auf das althochdeutsche Wort brūtigomo zurückführen. Der Bestandteil Bräuti ist dabei relativ unkompliziert zu verstehen.

Im Althochdeutschen, einer Vorstufe unserer heutigen deutschen Sprache, lautete das Wort für die Braut brūt. Spannend ist, dass dieses Substantiv zu einer bestimmten Klasse gehörte, die im Genitiv auf ein i endete. Stell dir vor, brūti bedeutete also schlicht und einfach ‚der Braut’– so wie wir heute sagen würden „das Kleid der Braut“. Diese Art von Flexionsendungen im Singular gab es damals noch für feminine Substantive, im Neuhochdeutschen sind sie jedoch verschwunden.

Was das Bräuti- heute ausmacht, ist auch das Ergebnis sprachlicher Entwicklung: Über die neuhochdeutsche Diphthongierung und den Umlaut, ist aus dem ursprünglichen brūt dann das Bräuti- geworden. Übrigens gab es dieses Wort auch in anderen germanischen Sprachen, zum Beispiel im Altenglischen als brȳd. Und der Bräutigam war im Altenglischen dann der brȳdguma. Das bringt uns schon näher an unser Kerngeheimnis!

Das Geheimnis von -gam: Eine Reise durch alte Sprachen

Jetzt kommen wir zum wirklich spannenden Teil: Was ist nun also der gomo beziehungsweise guma in Wörtern wie brūtigomo oder brȳdguma? Um das herauszufinden, müssen wir wieder einige alte Sprachen zurate ziehen. Wir können das althochdeutsche gomo mit Wörtern wie dem gotischen guma, dem altenglischen guma und dem altnordischen gumi vergleichen. Erkennst du schon die Ähnlichkeiten? Sie sind verblüffend, oder?

Tatsächlich ist dieses Wort noch viel älter und hat eine faszinierende Verwandtschaft: Es ist mit dem lateinischen homō verwandt. Das dürfte dir jetzt vielleicht schon den entscheidenden Tipp gegeben haben! Ganz genau: gomo bedeutet schlicht und einfach ‚Mensch‘ und bezieht sich hier im Speziellen auf den Mann. Diesen Zusammenhang zwischen Mensch und Mann kennen wir ja auch aus dem Englischen, zum Beispiel bei mankind, das sich auf die gesamte Menschheit bezieht.

Die ursprüngliche Bedeutung: Der Braut Mann

Wenn wir noch weiter in die Vergangenheit blicken, bis ins Indogermanische, so bedeutete der Vorläufer von gomo wahrscheinlich so viel wie ‚Erdling‘. Der Grund dafür ist, dass es zu einem alten Wort für Erde gehörte. Heute ist dieses ursprüngliche Wort für Mensch oder Mann in dieser Form nicht mehr gebräuchlich, aber in unserem Bräutigam ist es noch als wichtiger Bestandteil erhalten geblieben.

Du siehst also: Das Bräuti– war ursprünglich ein Genitiv, der ‚der Braut‘ bedeutete. Und das gam ist mit dem Wort verwandt, das ‚Mann‘ beziehungsweise ‚Mensch‘ meint. Wir können daher das althochdeutsche brūtigomo wörtlich als ‚der Braut Mann‘ umschreiben. Oder, wie wir es heute formulieren würden: ‚der Mann der Braut‘. Sowohl das althochdeutsche brūtigomo als auch das altenglische brȳdguma trugen also genau diese Bedeutung in sich.

Und was ist mit der Braut selbst? Die Herkunft eines alten Wortes

Wo wir gerade dabei sind, über den Bräutigam zu sprechen, lohnt sich auch ein kurzer Blick auf die Braut. Das Brautpaar, oder auch Hochzeitspaar genannt, bezeichnet ja traditionell das Paar am Tag seiner Vermählung. Die Braut ist dabei die Frau, der Bräutigam der Mann. Nach der Hochzeit werden sie dann ganz einfach Ehefrau und Ehemann genannt.

Das Wort Braut selbst bedeutete ursprünglich ‚Neuvermählte‘. Interessant ist, dass Martin Luther später die ostmitteldeutsche Bedeutung Verlobte populär machte. Die althochdeutsche Wortform ist, wie wir schon gelernt haben, brūt. Die genaue Herkunft dieses Wortes ist, anders als bei gam, tatsächlich noch nicht vollständig geklärt. Man kann es aber mit dem mittelhochdeutschen briuten vergleichen, was ‚sich vermählen‘ oder ‚beiliegen‘ hieß. Zugrunde liegen könnte ein gemeingermanisches brūþi, das ‚Neuvermählte, besonders am Hochzeitstag‘ bedeutete. Auch hier gibt es Parallelen in anderen Sprachen, zum Beispiel im Gotischen als brūþs oder im Altfranzösischen als bru für ‚Schwiegertochter‘ und in nordfranzösischen Dialekten für ‚junge Ehefrau‘.

Die Verwendung von Braut und Bräutigam im Laufe der Zeit

Hochgeladenes Bild

Quelle: Google Books Ngram Viewer

Die Grafik zeigt, wie sich die Häufigkeit der Wörter Braut und Bräutigam in deutschsprachigen Texten seit dem 19. Jahrhundert verändert hat. Auffällig ist, dass Braut (rot) in allen Zeiträumen deutlich häufiger verwendet wurde als Bräutigam (blau). Während die Verwendung von Braut mehrfach Wellenbewegungen aufweist – mit Hochphasen zum Beispiel um 1855, 1880, 1940 und 1960 – bleibt Bräutigam insgesamt auf einem sehr niedrigen Niveau und sinkt seit den 1980er-Jahren weiter ab. Dies lässt darauf schließen, dass in literarischen, journalistischen und vielleicht auch amtlichen Texten eher über die Braut gesprochen wurde als über den Bräutigam.

Aus linguistischer Sicht ist interessant, dass der Bedeutungsunterschied nicht die einzige Erklärung für dieses Ungleichgewicht ist. Das Wort Braut gehört eben zu eimem sehr alten germanischen Wortschatzkern. Bräutigam hingegen ist durch seinen zweiteiligen Aufbau komplexer. Diese Intransparenz könnte dazu geführt haben, dass Bräutigam weniger flexibel einsetzbar ist, wodurch es in der Alltagssprache seltener vorkommt.

Bräutigam heute: Mehr als nur ein Wort

Ist es nicht faszinierend, wie viele Schichten an Bedeutung und Geschichte in einem einzigen Wort wie Bräutigam stecken können? Was heute selbstverständlich klingt, war einst eine präzise sprachliche Beschreibung: der Mann, der zu der Braut gehört. Es ist ein lebendiges Zeugnis unserer Sprachgeschichte, das uns mit den Sprechern vergangener Jahrhunderte verbindet.

Manchmal sind die alten Sprachen und ihre Regeln wirklich überraschend logisch, wenn man die Zusammenhänge erst einmal versteht. Ein kleines Detail am Rande: Im Gotischen sagte man für die Braut übrigens brūþfaþs. Auch hier versteckt sich eine spannende Geschichte, aber das ist vielleicht Stoff für einen anderen Tag! Für den Moment weißt du, dass dein Bräutigam im Grunde der „Mann der Braut“ ist – im wahrsten Sinne des Wortes.

Quellen

  • umbigrabanti. (2025, 13. August). Was bedeutet das „-gam“ in „Bräutigam“ wirklich? [Video]. YouTube. https://www.youtube.com/watch?v=Cz5jLMQTtA0
  • Wikipedia. (14.08.2025). Bräutigam. In Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/bräutigam
  • DWDS. (14.08.2025). Bräutigam. In Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. https://www.dwds.de/wb/bräutigam
Cookie Consent mit Real Cookie Banner