Du kennst das sicher: Manchmal hört man ein Wort, das so wunderbar skurril klingt, dass man sich fragt, was es eigentlich zu bedeuten hat und woher es kommt. Ein solches Wort ist für mich ganz klar „Mumpitz“! Ist das nicht ein herrlicher Ausdruck? Wenn jemand sagt „Das ist doch Mumpitz!“, wissen wir alle sofort, was gemeint ist. Aber warum eigentlich? Und woher stammt dieser eigenwillige Begriff?
Mumpitz heute: Ein Ausdruck für Unsinn
Im heutigen Sprachgebrauch ist „Mumpitz“ eine umgangssprachliche und oft abwertende Bezeichnung für Unsinn, Quatsch oder Schwindel. Wenn dir also jemand etwas erzählt, das du für völligen Humbug hältst, dann kannst du das getrost als Mumpitz abstempeln. Es ist ein Wort, das sofort eine gewisse Empörung oder Ungläubigkeit ausdrückt.
Ein bekanntes Beispiel dafür lieferte der langjährige SPD-Fraktionsvorsitzende Herbert Wehner. Er soll provokanten Journalistenfragen gegenüber oft nur kurz und bündig geantwortet haben: „Das ist doch Mumpitz!“ Eine schönere Art, einen Unsinn abzutun, kann ich mir fast nicht vorstellen.
Die Berliner Börse und die Prinzessin Mumpitz
Ich finde es faszinierend, wie Worte ihren Weg in unsere Sprache finden. „Mumpitz“ hat tatsächlich einen sehr konkreten Ursprungsort: Es tauchte ab der Mitte des 19. Jahrhunderts an der Berliner Börse auf. Dort wurde es im Sinne von „Schwindel“ oder „Unsinn“ verwendet, besonders für „erschreckende Gerüchte“ oder „schwindelhaftes Gerede“.
Dass die Börsianer selbst diesen Begriff nutzten, um ihre eigenen Machenschaften zu beschreiben, ist schon eine Ironie für sich. Es gab sogar ein berühmtes Zitat aus dem Jahr 1875, das ich bei meinen Recherchen gefunden habe:
„Wir befinden uns Ecke der Burg- und Neuen Friedrichstraße, vor dem Tempel des Gottes Mercur oder der Göttin Fortuna – wie man will. Die Börsenleute selber nennen das mächtige, prächtige Haus etwas unehrerbietig den Palast der Prinzessin Mumpitz.“
Dieses Zitat stammt aus der illustrierten Zeitschrift „Die Gartenlaube“ und beschreibt eindrücklich, wie an der Börse damals wohl geschwindelt und Unfug getrieben wurde. Der Begriff „Prinzessin Mumpitz“ war quasi eine Eigenbezeichnung der Börsianer für die zwielichtigen Geschäfte, die dort stattfanden. Ein beeindruckendes Bild, oder?
Die eigentliche Wurzel: Von Schreckgestalten und Kobolden
Doch die Geschichte von „Mumpitz“ geht noch viel tiefer, weit vor die Berliner Börse zurück. Das Wort hat seine eigentlichen Wurzeln in volkstümlichen Wörtern, die Schreckgestalten und Vogelscheuchen bezeichneten. Etymologische Wörterbücher wie Kluge, weisen darauf hin, dass der Begriff ursprünglich auf „Mummelputz“ und „Mombotz“ zurückgeht.
„Mummelputz“ und „Mombotz“: Die Vorgänger des Mumpitz
Das Wort „Mummelputz“ war wohl ein Ausdruck für eine Vogelscheuche. Parallel dazu existierte im Hessischen ein Wort namens „Mombotz“, das für ein Gespenst oder eine Schreckgestalt stand. Ich finde es super spannend, wie solche regionalen Begriffe dann in der Hochsprache aufgegriffen und weiterentwickelt werden.
Die Komponenten: Mummel und Butze
Wahrscheinlich setzen sich diese älteren Begriffe aus zwei grundlegenden Wörtern zusammen: „Mummel“ und „Butze“. Lass uns diese beiden mal genauer ansehen:
- Mummel: Im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm steht, dass „Mummel“ die Bedeutung von „vermummte Gestalt“ oder „Schreckgestalt“ hatte. Denk nur an „vermummen“ – da steckt ja schon der Gedanke des Verbergens und vielleicht auch des Erschreckens drin.
- Butze: Dieses Wort ist ebenfalls sehr alt und hatte im Mittelhochdeutschen Bedeutungen wie „Poltergeist“ oder „klopfender Kobold“. Dir ist vielleicht der „Butzemann“ ein Begriff, eine Art koboldartiges Gespenst oder eine Kinderschreckfigur, mit der man Kindern früher Angst einjagen wollte. Auch im Hessischen gab es „Booz“, was eine ähnliche Bedeutung hatte.
Es gab sogar die umgedrehte Form „Butzenmummel“ – das zeigt, wie eng diese beiden Wortbestandteile miteinander verwandt waren und wie flexibel sie kombiniert wurden, um eine Schreckgestalt zu beschreiben.
Vom Grusel zum Unsinn: Der Bedeutungswandel von Mumpitz
Die Reise von „Mumpitz“ ist also wirklich erstaunlich: Ursprünglich bezeichnete es eine Art Schreckgestalt, eine Figur, die Angst einjagen sollte, oft im Zusammenhang mit Narren oder Toren. Von dieser Vorstellung, etwas zu erschrecken oder zu täuschen, entwickelte sich die Bedeutung dann weiter. Es ist leicht vorstellbar, wie aus einer Figur, die Schwindel und Täuschung verkörpert, dann der Begriff für den Schwindel oder den Unsinn selbst wurde.
Diese Entwicklung zeigt uns eindrücklich, wie dynamisch Sprache ist und wie sich die Bedeutung von Wörtern über Jahrhunderte wandeln kann. Von der gruseligen Kinderschreckfigur über den Börsenschwindel bis hin zum alltäglichen Ausdruck für Nonsens – „Mumpitz“ ist definitiv ein Wort mit einer spannenden Geschichte! Ich hoffe, du hast genauso viel Freude an solchen sprachlichen Entdeckungsreisen wie ich.
Quellen
- umbigrabanti. (2025, 2. April). Was ist eigentlich Mumpitz? . YouTube. https://www.youtube.com/watch?v=EXNoSezBBC8
- Wikipedia. (07.08.2025). Mumpitz. In Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/mumpitz
- DWDS. (07.08.2025). Mumpitz. In Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. https://www.dwds.de/wb/mumpitz