Du sagst wahrscheinlich ganz selbstverständlich „Oma“ oder „Opa“ zu deinen Großeltern. Aber hast du dich jemals gefragt, woher diese liebevollen Namen eigentlich kommen? Und wie nannte man die Großeltern, bevor diese Begriffe überhaupt existierten? Ich nehme dich mit auf eine spannende Reise durch die deutsche Sprachgeschichte, die so manche Überraschung bereithält.
Die Ur-Großeltern: Als „Ahn“ noch für Oma und Opa stand
Es mag dich vielleicht überraschen, aber die Wörter „Oma“ und „Opa“ sind im Vergleich zu anderen Bezeichnungen für Großeltern relativ jung. Gehen wir ganz weit zurück, ins Althochdeutsche, also in die Zeit zwischen etwa 750 und 1050 n. Chr. Damals gab es tatsächlich ganz andere Namen für deine Großeltern.
Vom Ahnen zum Ahn: Eine sprachliche Verwandlung
Zur Großmutter sagte man im Althochdeutschen ana und zum Großvater ano. Diese Begriffe sind dir vielleicht bekannt, denn unser heutiges Wort „Ahn“ oder „Ahne“ für einen Vorfahren leitet sich direkt davon ab. Schon damals bezeichnete das maskuline Wort „ano“ auch ganz allgemein einen Vorfahren. Ziemlich passend, oder?
Im Laufe der Zeit, im Übergang zum Mittelhochdeutschen, kam es zu einer spannenden sprachlichen Entwicklung, die man als Nebensilbenabschwächung bezeichnet. Einfach gesagt, fielen die Wörter ana und ano wegen dieser lautlichen Veränderungen zu ane zusammen. Stell dir vor, plötzlich klangen Großmutter und Großvater gleich! Das führte natürlich zu Verwirrung, denn man konnte nicht mehr unterscheiden, ob man von der Großmutter oder dem Großvater sprach.
Um dieses Problem zu lösen, wurden später neue Elemente eingefügt, die eine Geschlechterunterscheidung ermöglichten, zum Beispiel Ahnfrau und Ahnherr. Am Ende setzte sich dann durch, dass das „e“ bei der maskulinen Form weggelassen wurde, was zu unserem heutigen Ahn führte, während es bei der weiblichen Form, der Ahne, beibehalten wurde. Für die Großeltern werden diese alten Wörter heute aber kaum noch verwendet, höchstens noch in sehr regionalen Dialekten oder speziellen Kontexten.
„Elternvater“ und „Eltermutter“: Eine Zwischenetappe
Bevor „Oma“ und „Opa“ populär wurden und auch noch vor „Großmutter“ und „Großvater“, gab es weitere Bezeichnungen, die heute fast völlig vergessen sind. Für die Großeltern nutzte man auch die Begriffe Eltermutter und Eltervater. „Eltervater“ ist seit dem 12. Jahrhundert belegt, „Eltermutter“ folgte im 13. Jahrhundert. Auch wenn diese Wörter schon älter sind, waren sie doch nicht die allerersten deutschen Bezeichnungen für Großeltern.
Der Aufstieg von „Großmutter“ und „Großvater“
Die Begriffe Großmutter und Großvater, die du neben Oma und Opa auch heute noch verwendest, sind deutlich älter als du vielleicht denkst. Sie entstanden im 14. Jahrhundert und breiteten sich rasch im deutschen Sprachgebiet aus. Man sagte damals grōzmuoter beziehungsweise grōzvater. Faszinierend, wie lange sich diese Bezeichnungen gehalten haben, oder?
Einige Sprachwissenschaftler vermuten, dass diese Wörter vom Französischen beeinflusst sein könnten, genauer gesagt von grand-mère und grand-père. Allerdings ist das keine eindeutig nachweisbare Verbindung, es bleibt eine Hypothese.
Wie „Oma“ und „Opa“ zu unseren Herzen fanden
Kommen wir nun zu den Stars des heutigen Beitrags: Oma und Opa. Diese beiden Begriffe sind, wie ich bereits angedeutet habe, die jüngsten in dieser Reihe. Sie tauchten erst im Laufe des 19. Jahrhunderts im Deutschen auf. Ihre Entstehung ist besonders charmant, denn es handelt sich wahrscheinlich um sogenannte kindersprachliche Umbildungen von Großmama und Großpapa.
Das bedeutet, Kinder haben diese längeren Wörter vereinfacht und liebevoll abgekürzt, bis Oma und Opa daraus wurden. Ein schönes Beispiel dafür sind Zwischenformen wie Apapa oder Amama, die sogar bei niemand geringerem als Johann Wolfgang von Goethe bezeugt sind. Seine Enkelkinder nannten ihn tatsächlich „Apapa“!
Interessanterweise waren die Wörter oma und opa im Niederländischen schon etwas früher verbreitet, nämlich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Vielleicht haben sie von dort ihren Weg ins Deutsche gefunden?
Der Großelterntag: Ein Fest für Oma und Opa
Die tiefe Verbundenheit zu Oma und Opa spiegelt sich auch in der Einführung eines eigenen Gedenktages wider. In Deutschland gab es den ersten „Oma-Opa-Tag“ bereits in der DDR, inspiriert von der Kinderzeitschrift „Bummi“. Dieser wird bis heute jedes Jahr am 12. November in vielen Kindergärten gefeiert – eine tolle Tradition, wie ich finde!
Auch in anderen deutschsprachigen Ländern gibt es solche Tage: In der Schweiz wird der Großelterntag seit 2016 begangen, und in Bayern gibt es ihn seit 2019. Der Gedanke dahinter ist klar: Diese Tage sollen die Solidarität zwischen den Generationen fördern und eine Gelegenheit bieten, sich bei den Großeltern für ihre Liebe und ihren unermüdlichen Einsatz zu bedanken. Manchmal gibt es auch spezifische Gedenktage nur für Großmütter, aber die Tendenz geht zu einer gemeinsamen Würdigung von Oma und Opa.
Fazit: Eine sprachliche Liebesgeschichte
Wie du siehst, haben die Namen für unsere Großeltern eine faszinierende und vielschichtige Geschichte. Von den althochdeutschen „Ahnen“ über die „Großväter“ und „Großmütter“ bis hin zu unseren heutigen, liebevollen „Omas“ und „Opas“ – jedes Wort erzählt ein Stück Sprachgeschichte und kultureller Entwicklung. Ich finde es immer wieder beeindruckend, wie Sprache lebt und sich verändert.
Quellen
- umbigrabanti. (2025, 5. April). Wie man die Großeltern ursprünglich nannte . YouTube. https://www.youtube.com/watch?v=HMYM-IETIeU
- Wikipedia. (07.08.2025). Oma Opa. In Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/Oma
- DWDS. (07.08.2025). Oma Opa. In Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. https://www.dwds.de/wb/Oma