Die Parenthese: Dein Guide zu Wirkung, Funktion & Beispielen

Hast du dich jemals gefragt, wie es kommt, dass Sätze manchmal unterbrochen werden, nur um dann doch wieder ganz normal weiterzulaufen? Die Antwort liegt oft in einem spannenden Stilmittel, das wir gemeinsam erkunden werden: der Parenthese.

Was ist eine Parenthese? Eine Definition

Die Parenthese ist ein rhetorisches Stilmittel, das wir in den verschiedensten Texten – von der Literatur bis zum Alltagsgespräch – finden. Stell dir vor, du bist mitten in einem Satz und schiebst plötzlich einen ganz anderen Gedanken ein, der aber irgendwie dazugehört, bevor du deinen ursprünglichen Satz beendest. Genau das ist eine Parenthese!

Sprachwissenschaftlich ausgedrückt ist eine Parenthese die Unterbrechung eines Satzes durch den Einschub eines anderen Satzes. Dieser eingeschobene Satz ist dabei grammatikalisch vollständig und auch für sich allein stehend. Er wird oft durch Gedankenstriche, Klammern oder Kommata vom Rest des Satzes abgetrennt.

Woher kommt das Wort „Parenthese“? Die Etymologie

Der Begriff „Parenthese“ ist übrigens kein Zufall, sondern verrät schon einiges über seine Funktion. Er stammt aus dem Spätlateinischen „parenthesis“, was wiederum vom griechischen „parénthesis“ (παρένθεσις) kommt und so viel wie „das Dazwischenschieben“ oder „Einschub“ bedeutet. Das passt doch perfekt, oder? Es zeigt uns ganz genau, worum es bei dieser Stilfigur geht: den Einschub eines Satzes in einen anderen Satz.

Die Parenthese in Aktion: Beispiele verstehen

Am besten lässt sich ein Stilmittel natürlich anhand von Beispielen verstehen. Lass uns direkt mit einem Klassiker starten, damit du die Parenthese ganz klar erkennst. Ein prägnantes Beispiel findest du in Friedrich Schillers berühmter Ballade „Die Bürgschaft“:

„Ich sei in eurem Bunde der Dritte – gewährt mir die Bitte –.“

Hier siehst du ganz deutlich, wie der Satz „Ich sei in eurem Bunde der Dritte“ durch den Einschub „gewährt mir die Bitte“ unterbrochen wird. Das Schöne an diesem Stilmittel ist: Der eingeschobene Satz ist syntaktisch und grammatikalisch eigenständig. Das heißt, „gewährt mir die Bitte“ könnte auch für sich allein stehen, ohne falsch zu sein. Gleichzeitig würde der ursprüngliche Satz – „Ich sei in eurem Bunde der Dritte“ – auch ohne diesen Einschub noch Sinn ergeben. Die Parenthese ist also wie ein kleiner, unabhängiger Gedanke, der sich kurz in einen größeren Satz einklinkt.

Weitere Beispiele für Parenthesen

Damit du ein noch besseres Gefühl für die Parenthese bekommst, haben wir hier ein paar weitere Beispiele für dich gesammelt. Achte darauf, wie der eingeschobene Teil immer syntaktisch und grammatikalisch selbstständig ist und sich vom „Rest“ des Satzes trennen ließe, ohne den Sinn zu entstellen:

  • „Die Sozialdemokratische Partei – lassen Sie mich das in aller Deutlichkeit sagen – wird gegen derartige Vorhaben, auch wenn sie im Wege der direkten Demokratie an dieses Haus herangetragen werden, immer Widerstand leisten!“
  • „Es war auch nicht möglich, in Ihrer Mitte – und ich persönlich müßte als sein Freund das mit besonderer Bewegung tun –, über die großen Entwürfe seiner Seele zu sprechen.“
  • „Meister, sagte sie – noch niemals als diesen Abend hatte sie ihm diesen Namen gegeben; denn anfangs pflegte sie ihn Herr und nachher Vater zu nennen – Meister! wir sind einer großen Gefahr entronnen.“
  • „Ich möchte sie darum bitten, meine Damen, mitzukommen.“

Bei den Beispielen siehst du auch gut, wie unterschiedlich die Parenthese markiert sein kann: mal mit Gedankenstrichen, mal mit Kommata (wie im letzten Beispiel), und manchmal auch mit Klammern.

Die Wirkung und Funktion der Parenthese

Nun kommen wir zu einer spannenden Frage: Welche Wirkung und Funktion hat die Parenthese eigentlich? Ganz ehrlich: Es ist nicht immer leicht, einem Stilmittel eine einzige, feste Wirkung zuzuschreiben. Das hängt nämlich stark vom Kontext ab und davon, was der Autor oder die Autorin damit erreichen möchte. Aber klar ist: Der Einsatz einer Parenthese hat immer einen Effekt auf dich als Leser oder Zuschauer.

Eine zentrale Wirkung ist, dass der eingeschobene Gedanke gewissermaßen in den Vordergrund rückt. Weil du beim Lesen oder Hören über diesen Einschub „stolperst“, wird deine Aufmerksamkeit darauf gelenkt. Das bedeutet, die Parenthese kann dazu dienen, etwas Besonderes hervorzuheben, einen Kommentar einzuschieben oder eine Erklärung zu geben, ohne den Fluss des Hauptgedankens komplett zu unterbrechen.

Denk daran: Eine Parenthese kann auch unerwartet eingesetzt werden und dann ganz andere Wirkungen erzielen, vielleicht eine Überraschung, eine Ironie oder einfach einen Moment des Innehaltens. Die Kunst liegt darin, genau zu beobachten, was der Einschub im jeweiligen Kontext bewirkt.

Achtung Verwechslungsgefahr: Parenthese vs. Satzzeichen

Ein kleiner, aber wichtiger Hinweis zum Schluss: Manchmal werden die Satzzeichen, die eine Parenthese umschließen (also Gedankenstriche, Kommata oder Klammern), selbst als „Parenthese“ bezeichnet. Das kann zu Verwirrung führen. Merke dir: Die Parenthese ist die Stilfigur – also der eingeschobene, grammatisch eigenständige Satzteil. Die Zeichen sind lediglich die Hilfsmittel, die diesen Einschub kennzeichnen. Es lohnt sich also immer, genau hinzuschauen, was gemeint ist!

Ich hoffe, dieser kleine Ausflug in die Welt der Parenthese hat dir geholfen, dieses faszinierende Stilmittel besser zu verstehen. Viel Spaß beim Entdecken in deinen nächsten Texten!

Quellen

  • Wikipedia. (05.08.2025). Wirkung Funktion Parenthese. In Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/wirkung_funktion_parenthese
  • DWDS. (05.08.2025). Wirkung Funktion Parenthese. In Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. https://www.dwds.de/wb/wirkungfunktionparenthese
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