Was ist Psycholinguistik?

Die Psycholinguistik ist ein Teilgebiet der Sprachwissenschaft. Sie legt den Fokus auf den Erwerb, Besitz und Verlust von Sprache, der an psychische Voraussetzungen gebunden ist.

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In der Psycholinguistik geht es ganz grob formuliert um drei Bereiche.

Der erste Bereich ist die Spracherwerbsforschung. Wie erwerben Kinder Sprache? Man sagt übrigens „erwerben“ und nicht „lernen“, weil Kinder ganz von selbst ihre Muttersprache erwerben, sie lernen ja nicht mit Vokabellisten. In der Linguistik ist das „Lernen“ von Sprache, was man in der Schule macht, etwas anderes als das Erwerben von Sprache. Die Spracherwerbsforschung untersucht dabei auch, in welchen Schritten Kinder Sprache erwerben und von welchen Faktoren das abhängig ist. Es kommt dabei nämlich oft zu zeitlichen Verschiebungen. Der eine lernt schneller als der andere. Warum ist das so?

Die Psycholinguistik beschäftigt sich auch mit der Frage, wie Kinder Sprache erwerben.

Der zweite große Bereich in der Psycholinguistik ist die Sprachwissensforschung. Sie sieht sich an, was man eigentlich wissen muss, um Sprache gut verwenden zu können. Man benötigt Wissen über Wörter, Wissen über Grammatik, Wissen über Texte und ihren Aufbau. Aber wie ist das im Gehirn? Wie wird Sprache im Gehirn gespeichert?

Beispiel

Die Frage, wo Sprache im Gehirn gespeichert ist, kann mithilfe von Aphasien erforscht werden. Eine Aphasie ist eine Sprachstörung, die aufgrund einer Schädigung im Gehirn auftritt (z. B. durch einen Unfall oder Schlaganfall). Wissen über den Bereich, der durch eine Aphasie geschädigt ist, und die entsprechenden Sprachstörungen lassen wiederum Rückschlüsse auf die Speicherung von Sprache im Gehirn zu.

Die Psycholinguistik beschäftigt sich auch mit der Frage, wie Sprache im Gehirn verarbeitet wird.

Das dritte Gebiet ist die Sprachprozessforschung. Was muss gegeben sein, um Sprache produzieren und verstehen zu können? Wie funktioniert das mit der Anwendung von Sprache? Welche Wechselwirkungen gibt es zwischen Sprache und Denken?

Um all diese Bereiche zu untersuchen, arbeitet die Psycholinguistik eng mit der Sprachpsychologie, Neurolinguistik und Kognitionswissenschaft zusammen. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass viele Studenten das sehr interessant finden und es auch viele Forschungsmöglichkeiten gibt, die einen direkten praktischen Bezug haben. Eine Spezialisierung im Gebiet der Psycholinguistik ist also auf jeden Fall etwas, worüber du nachdenken kannst, wenn du gerne forschst.

Zusammenfassung

Die Psycholinguistik untersucht den Erwerb und Verlust von Sprache, sie untersucht, was Sprachwissen genau ist und wie die Prozesse im Gehirn ablaufen, wenn wir Sprache produzieren und verstehen.

Quellen

Spillmann, H. O. (2000): Einführung in die germanistische Linguistik. Langenscheidt.

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